Mutter im Wochenbett mit neu geborenem Baby.

Wochenbett

Durch die Ankunft eines neuen Erdenbürgers verändert sich das Leben seiner Eltern gewaltig. Auch wenn Mama genau weiss, dass Entspannung, gesunde Ernährung und Bewegung die Schlüssel für ein gesundes Leben und Wohlbefinden sind: Jetzt ist es erst mal schwierig, gut zu sich selber schauen zu können. 

Die Zeit nach der Schwangerschaft stellt für jede Frau eine Herausforderung dar. Vieles verändert sich, Sie machen neue Erfahrungen und müssen sich in Ihrem Körper erst wieder zurechtfinden. Dieses Kapitel gibt Ihnen nicht nur Tipps für den Umgang mit körperlichen Veränderungen, sondern auch Anregungen für mehr Entspannung.

Bereits während der Schwangerschaft vollbringt der mütterliche Organismus Höchstleistungen, und die körperliche Anstrengung einer vaginalen Geburt ist enorm. Doch an Ausruhen ist nicht zu denken: Die Wochen nach der Geburt sind geprägt von Rückbildungsprozessen und Neuorientierung. Das ist nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Schwerstarbeit. 

Mehr Energie: Das hilft Ihnen jetzt

Sie fühlen sich müde und erschöpft, der Dammriss (oder -schnitt) schmerzt noch, die Kaiserschnittnarbe ist noch nicht verheilt, die hormonelle Umstellung ist in vollem Gang, das Stillen klappt auch nicht wie erwartet. Eigentlich möchten Sie einfach nur eins: wieder einmal ungestört ein- und durchschlafen, ohne mit einem Ohr auf jedes kleinste Geräusch Ihres Babys hören zu müssen. So geht es den meisten Frauen kurz nach der Geburt. Leider gibt es keine Energie per Knopfdruck, aber viele kleine Dinge, die Ihnen jetzt helfen können.

Was passiert eigentlich während des Wochenbetts?

Das Wochenbett (auch Kindbett genannt) bezeichnet den sechs- bis achtwöchigen Zeitraum nach der Entbindung. Diese Zeit benötigt der mütterliche Organismus zur Regeneration der schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen.

 Info

Der Begriff «Wochenbett» stammt aus einer Zeit, in der die junge Mutter nach der Geburt (lat. post partum) mehrere Wochen von der Grossfamilie umsorgt wurde. Bis 1930 galt ein striktes «Aufstehverbot» für Frauen in den ersten neun Tagen. Begründet wurde dies mit der Förderung der Rückbildung und Wundheilung. Es war damals noch nicht bekannt, dass mit dieser rigorosen Schonung das Risiko für eine Thrombose, eine Lungenentzündung und einen Stau des Wochenflusses (Lochialstau) anstieg.

In den ersten zehn Tagen (Frühwochenbett) finden die grössten körperlichen und hormonellen Umstellungen statt. Im Spätwochenbett vom elften Tag bis Ende der sechsten oder achten Woche erfolgen etliche weitere Rückbildungs- und Anpassungsvorgänge.

Die wichtigsten Anpassungen im Wochenbett:
  • Blut und Kreislauf. Viele Wöchnerinnen klagen anfangs über einen labilen Kreislauf. Ursachen sind der Blutverlust bei der Geburt und die langsame Rückbildung der durch das Hormon Progesteron erweiterten Blutgefässe. Ein niedriger Hämoglobinwert steigt langsam wieder an, wenn nötig medikamentös unterstützt.
  • Blase und Darm müssen sich erst wieder «normalisieren». Oft arbeitet der Darm noch langsamer und träger als vor der Schwangerschaft. Erst nach einer oder zwei Wochen hat er seine ursprüngliche anatomische Lage wieder eingenommen. Stuhlinkontinenz (ungewollter Verlust von Stuhl) kommt nach der Geburt laut einer britischen Studie bei vier Prozent der Frauen vor.
  • Bauchmuskeln und Bauchhaut sind nach der Geburt weich und schlaff. Manchen Frauen fällt es noch schwer, sich aufzurichten. Hat sich eine schmale Rektusdiastase (Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln) entwickelt, so bildet sich diese langsam zurück.
  • BeckenbodenWährend der Geburt wird die Beckenbodenmuskulatur stark überdehnt. Kleine Risse der Muskelfasern heilen in kurzer Zeit. Beckenbodentraining nach dem Wochenbett hilft, den Beckenboden wieder zu kräftigen und zu straffen. 
  • Haut. Eine verstärkte Pigmentierung von Gesicht, Brustwarzen, Vulva, Anus und der Mittellinie des Bauches wird langsam blasser. Auch Schwangerschaftsstreifen verblassen mit der Zeit, bleiben jedoch in der Regel sichtbar.
  • Gebärmutter. Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter zurück. Die Hebamme überwacht bei jedem Besuch den Heilungsprozess und die Rückbildung. Während der Schwangerschaft vergrössert sich die Gebärmutter um das 20-Fache und wiegt am Ende ein bis eineinhalb Kilogramm. Gleich nach der Geburt schrumpft sie bereits auf zehn bis 15 Zentimeter, verursacht durch die Wehen und die Ablösung der Plazenta. Nach vier bis sechs Wochen ist die Gebärmutter vollständig zurückgebildet. 

 Hilfreiche Nachwehen

Die starken Nachwehen in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt ziehen die Blutgefässe der Gebärmutter zusammen und stillen das Blut der Wunde, die durch die abgelöste Plazenta entstanden ist. Sie können diesen Prozess unterstützen, indem Sie sich in den ersten Tagen ausruhen und öfter hinlegen, regelmässig die Blase entleeren (zwei- bis vierstündlich) und sich täglich 30 Minuten mit einem Kissen unter dem Bauch auf den Bauch legen. Auch häufiges, ausreichend langes Stillen wirkt positiv, da es ebenfalls das Zusammenziehen der Gebärmutter fördert. Ein Tee aus Hirtentäschelkraut, Schafgarbe, Melisse, Eisenkraut und Frauenmantel kann die Rückbildung der Gebärmutter unterstützen. Lassen Sie von Ihrer Hebamme eine Bauchmassage durchführen und bitten Sie sie, Ihnen zu zeigen, was Sie selber für Ihre Gebärmutter tun können.

Die Heilung fördern

Haben Sie Narben vom Dammschnitt oder -riss, vom Kaiserschnitt? Gegen eine wulstige, unschöne Narbenbildung hilft eine gute innerliche und äusserliche Pflege. Innerlich brauchen Sie dafür genügend hochwertiges Eiweiss und genügend Vitamin E. Für Letzteres machen Sie den Salat täglich mit Weizenkeimöl an. Für die äusserliche Pflege haben sich Salben mit Calendula oder Johanniskraut bewährt. Eine spezielle Narbenmassage, angeleitet von der Hebamme, unterstützt die Bildung einer schönen Narbe, aber auch die Verarbeitung der Geburt. Mit diesen Massnahmen können Sie ab dem sechsten Tag nach der Geburt beginnen. Sobald die Narbe sichtbar verheilt ist, können Sie sie zweimal täglich mit Weizenkeimöl massieren – Vitamin E hilft auch äusserlich.

 Tipp

Nach einer Schnittentbindung benötigt die Mutter mehr Ruhepausen zur Regeneration. Viele Frauen haben Schwierigkeiten, den Kaiserschnitt, die Narbe und damit die Geburtsumstände zu akzeptieren.
Auch der Vulvabereich muss wieder heilen können. Als lindernd empfinden Sie vielleicht das Abspülen des äusseren Genitalbereichs mit lauwarmem Wasser, dem ein Esslöffel Calendula-Essenz oder ein gestrichener Teelöffel Meersalz pro Liter zugesetzt wird. Auch Sitzbäder mit ein paar Tropfen reinem ätherischem Lavendelöl können die Wundheilung fördern. 
 
Baby sitzt neben Teddybär. Der Teddybär umarmt das Baby herzlich.

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