Wochenbett
Durch die Ankunft eines neuen Erdenbürgers verändert sich das Leben seiner Eltern gewaltig. Auch wenn Mama genau weiss, dass Entspannung, gesunde Ernährung und Bewegung die Schlüssel für ein gesundes Leben und Wohlbefinden sind: Jetzt ist es erst mal schwierig, gut zu sich selber schauen zu können.
Die Zeit nach der Schwangerschaft stellt für jede Frau eine Herausforderung dar. Vieles verändert sich, Sie machen neue Erfahrungen und müssen sich in Ihrem Körper erst wieder zurechtfinden. Dieses Kapitel gibt Ihnen nicht nur Tipps für den Umgang mit körperlichen Veränderungen, sondern auch Anregungen für mehr Entspannung.
Bereits während der Schwangerschaft vollbringt der mütterliche Organismus Höchstleistungen, und die körperliche Anstrengung einer vaginalen Geburt ist enorm. Doch an Ausruhen ist nicht zu denken: Die Wochen nach der Geburt sind geprägt von Rückbildungsprozessen und Neuorientierung. Das ist nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Schwerstarbeit.
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Was passiert eigentlich während des Wochenbetts?
Info
Der Begriff «Wochenbett» stammt aus einer Zeit, in der die junge Mutter nach der Geburt (lat. post partum) mehrere Wochen von der Grossfamilie umsorgt wurde. Bis 1930 galt ein striktes «Aufstehverbot» für Frauen in den ersten neun Tagen. Begründet wurde dies mit der Förderung der Rückbildung und Wundheilung. Es war damals noch nicht bekannt, dass mit dieser rigorosen Schonung das Risiko für eine Thrombose, eine Lungenentzündung und einen Stau des Wochenflusses (Lochialstau) anstieg.
In den ersten zehn Tagen (Frühwochenbett) finden die grössten körperlichen und hormonellen Umstellungen statt. Im Spätwochenbett vom elften Tag bis Ende der sechsten oder achten Woche erfolgen etliche weitere Rückbildungs- und Anpassungsvorgänge.
- Blut und Kreislauf. Viele Wöchnerinnen klagen anfangs über einen labilen Kreislauf. Ursachen sind der Blutverlust bei der Geburt und die langsame Rückbildung der durch das Hormon Progesteron erweiterten Blutgefässe. Ein niedriger Hämoglobinwert steigt langsam wieder an, wenn nötig medikamentös unterstützt.
- Blase und Darm müssen sich erst wieder «normalisieren». Oft arbeitet der Darm noch langsamer und träger als vor der Schwangerschaft. Erst nach einer oder zwei Wochen hat er seine ursprüngliche anatomische Lage wieder eingenommen. Stuhlinkontinenz (ungewollter Verlust von Stuhl) kommt nach der Geburt laut einer britischen Studie bei vier Prozent der Frauen vor.
- Bauchmuskeln und Bauchhaut sind nach der Geburt weich und schlaff. Manchen Frauen fällt es noch schwer, sich aufzurichten. Hat sich eine schmale Rektusdiastase (Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln) entwickelt, so bildet sich diese langsam zurück.
- Beckenboden. Während der Geburt wird die Beckenbodenmuskulatur stark überdehnt. Kleine Risse der Muskelfasern heilen in kurzer Zeit. Beckenbodentraining nach dem Wochenbett hilft, den Beckenboden wieder zu kräftigen und zu straffen.
- Haut. Eine verstärkte Pigmentierung von Gesicht, Brustwarzen, Vulva, Anus und der Mittellinie des Bauches wird langsam blasser. Auch Schwangerschaftsstreifen verblassen mit der Zeit, bleiben jedoch in der Regel sichtbar.
- Gebärmutter. Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter zurück. Die Hebamme überwacht bei jedem Besuch den Heilungsprozess und die Rückbildung. Während der Schwangerschaft vergrössert sich die Gebärmutter um das 20-Fache und wiegt am Ende ein bis eineinhalb Kilogramm. Gleich nach der Geburt schrumpft sie bereits auf zehn bis 15 Zentimeter, verursacht durch die Wehen und die Ablösung der Plazenta. Nach vier bis sechs Wochen ist die Gebärmutter vollständig zurückgebildet.