Schwangere Frau überprüft Ihre Blutzuckerwerte mit dem Messgerät.

Schwangerschaftsdiabetes

Unter Schwangerschaftsdiabetes versteht man einen erhöhten Blutzuckerspiegel der werdenden Mutter. Wir erklären Ihnen, was das genau bedeutet und wie Sie damit umgehen sollten. 

In der Schweiz leiden etwa 5 von 100 Frauen an Typ-2-Diabetes; die meisten davon sind übergewichtig. Zusätzlich entwickeln immer mehr werdende Mütter einen Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Wird diese Störung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, bringt sie Mutter und Kind in Gefahr. Sie lässt das Baby im Mutterleib überdurchschnittlich stark wachsen und Fett ansetzen. Etwa jede zehnte Schwangere hat erhöhte Blutzuckerwerte – meist ohne es zu merken, denn Schwangerschaftsdiabetes verursacht oft keine typischen Symptome.

 Info

Oft bestehen die erhöhten Blutzuckerwerte unbemerkt schon vor der Schwangerschaft; später von Schwangerschaftsdiabetes betroffene Frauen sind häufig bereits übergewichtig. Bereits früh in der Schwangerschaft wird heute bei Risikofaktoren routinemässig der Nüchternblutzuckerwert oder der Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c-Wert) bestimmt, um einen eventuell vorbestehenden Diabetes erkennen.

Was passiert bei Schwangerschaftsdiabetes?

Die Schwangerschaft bewirkt eine Insulinunempfindlichkeit des mütterlichen Organismus, damit ein Teil der Nährstoffe direkt für das kindliche Wachstum zur Verfügung steht. Bei gesunden Frauen wird diese natürliche Insulinresistenz durch eine Leistungssteigerung der Bauchspeicheldrüse ausgeglichen. Sie produziert entsprechend mehr Insulin, sodass der Zucker abgebaut wird. Bei Schwangerschaftsdiabetes gelingt dies nicht mehr, die Bauchspeicheldrüse kommt mit der Insulinproduktion nicht mehr nach. Der erhöhte Blutzuckerspiegel der werdenden Mutter bedeutet ein gesteigertes Nahrungsangebot für das ungeborene Kind. Als Reaktion darauf produziert der Fötus ständig zu viel Insulin.

Dies wiederum führt zu einer Fehlprogrammierung seines Gehirns, denn das Insulin kreist im Körper des Babys und gelangt dabei unweigerlich ins Zwischenhirn. Dort sind wichtige Regelzentren angesiedelt, die den Stoffwechsel und das Körpergewicht beeinflussen. Als Folge davon sind die Zentren, die das Sättigungsgefühl und die Insulinhemmung steuern, verkleinert; die Regionen, die das Hungergefühl und die Insulinausschüttung steuern, sind jedoch normal gross. Das werdende Kind hat deshalb ein erhöhtes Risiko, im Laufe seines Lebens übergewichtig zu werden und an Typ-2-Diabetes oder später an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu leiden. Auch für die werdende Mutter ist Schwangerschaftsdiabetes gefährlich. Ein besonders grosses und schweres Baby kann im Geburtskanal stecken bleiben und muss unter Umständen mit einem Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden. Manche Babys kommen zu früh, weil der Platz in der Gebärmutter zu eng geworden ist oder weil es zu einer Schwangerschaftsvergiftung kommt.

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 Tipp

Der Routinetest in der Schwangerschaftskontrolle, ob sich Zucker im Harn befindet, ist nicht sehr aussagekräftig.

Lassen Sie von Ihrer Aerztin zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche ein Screening auf Schwangerschaftsdiabetes durchführen. Bei Risikofaktoren wie Uebergewicht früher. 

Wird ein Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig erkannt und richtig behandelt, hat er keine nachteiligen Folgen. Die meisten betroffenen Frauen bekommen das Problem mit einer Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und eventuell Insulingaben in den Griff. Dadurch kann die oben geschilderte ungünstige vorgeburtliche Programmierung vollständig ausgeschaltet werden – das Baby wird normalgewichtig geboren. 

 ACHTUNG!

Meistens vergessen junge Mütter den Schwangerschaftsdiabetes rasch, weil er nach der Geburt normalerweise schnell verschwindet. Doch ihr Risiko, später an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken ist erhöht. Deshalb sollten Sie nach einem Schwangerschaftsdiabetes regelmässig gemäss Empfehlung Ihrer Gynäkologin überprüfen lassen, ob Ihr Blutzucker im grünen Bereich ist. Typ-2-Diabetes kann gut behandelt werden, wenn er rechtzeitig erkannt und angegangen wird. 
 
 

Vorgeburtliche Programmierung

Die Konstitution des Ungeborenen wird im Mutterleib und bis vier Wochen nach der Geburt entscheidend beeinflusst: Hat die werdende Mutter überhaupt genug oder zu viel gegessen? Leidet sie an einer Stoffwechselkrankheit wie Diabetes? Hat sie sich abwechslungsreich ernährt? Je nachdem, wie es einer werdenden Mutter geht, wird der Stoffwechsel des ungeborenen Babys «programmiert» bzw. geprägt (fetale oder perinatale Programmierung). Dadurch wird es später mit grösserer Wahrscheinlichkeit an Übergewicht und damit verbundenen Krankheiten oder an Typ-2-Diabetes erkranken. Nicht immer tritt eine Schwangerschaft unter besten Voraussetzungen ein, nicht immer verläuft sie optimal. Versuchen Sie dennoch, gelassen zu bleiben. Denn die fetale Programmierung eines Menschen ist nur einer der Risikofaktoren für Übergewicht, Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – neben anderen wie Nikotin, Stress, ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel, die sich individuell beeinflussen lassen.

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