Vater trägt Baby auf dem Arm. Beide stehen vor einem Fenster und kuscheln.

Vater-Kind-Bindung

Frischgebackene Väter fragen sich oft, wie sie eine innige Bindung zu ihrem Kind aufbauen und stärken können. Wie entsteht überhaupt eine Vater-Kind-Bindung?

Bindung entsteht durch Zeit und Zuwendung; gemeinsam verbrachte Zeit und liebevolle Zuwendung, um genau zu sein. Die natürliche Bindung zwischen Mutter und Kind ist ein Mythos, welcher wissenschaftlich längst widerlegt ist. Die Bindung zwischen Mutter und Kind entsteht, Sie haben es bestimmt schon erraten, durch gemeinsam verbrachte Zeit und liebevolle Zuwendung. Daher können Kinder, die bei Adoptiveltern aufwachsen oder mehrheitlich von den Grosseltern betreut werden zu diesen eine ebenso starke Bindung aufbauen, wie es Kinder tun, die bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen. Und aus demselben Grund stehen Väter den Müttern in nichts nach, wenn sie sich die Zeit nehmen und sich liebevoll um den Nachwuchs kümmern.

Sich Zeit nehmen

In diesem Zusammenhang wird oft von der sogenannten «Quality Time» gesprochen. Doch der Begriff hat etwas Trügerisches. Er suggeriert, dass es qualitativ hochstehende Zeit und entsprechend auch qualitativ minderwertige Zeit gäbe, ohne zu definieren, was denn nun die wertvolle Zeit ausmacht. So kann in diesen Begriff jeder hinein interpretieren, was ihm wertvoll erscheint. Und oft wird der Wert der Zeit mit dem gleichgesetzt, was uns die Werbung als wertvoll verkaufen will: Ferien, abenteuerliche Freizeitaktivitäten, spannende Ausflüge an besondere Orte, o.ä.

Ab einem gewissen Alter wird das Kind solche Aktivitäten durchaus schätzen. Je kleiner die Kinder sind, desto unwichtiger ist, wohin man geht und was man dort macht. Wichtig sind die gemeinsam verbrachten Momente und die Nähe zum Vater. Die kann zu Hause auf dem Sofa und beim Einkaufen genauso entstehen wie im Zoo oder im Freizeitpark. Was die Qualität für das Kind ausmacht, ist vielmehr die Aufmerksamkeit, die es bekommt.

 Tipp

Wenn Sie mit Ihrem Kind zusammen sind, schalten Sie Ihr Handy und andere elektronischen Geräte mal aus. Lassen Sie sich nicht stören. So vermitteln Sie Ihrem Nachwuchs, dass Sie jetzt nur für Ihr Kind da sind.

 Nähe als entscheidender Faktor

Wie schon erwähnt, ist Nähe ein entscheidender Faktor zu einer starken Bindung. Mit Nähe ist in diesem Zusammenhang sowohl die emotionale wie auch körperliche Nähe gemeint und diese kann gerade am Anfang einfach hergestellt werden, denn Menschen sind sogenannte Traglinge. Anders als gewisse Tiere, welche nach der Geburt schon auf eigenen Beinen stehen und sofort durch die Welt tapsen, müssen Menschkinder das Laufen erlernen. Die Erfindung des Kinderwagens hat zwar viel Erleichterung gebracht, aber Hand aufs Herz, oft ist es einfach bequemer das Kind in den Wagen zu legen, statt es im BabyBjörn, ErgoCarrier oder Tragetuch zu tragen. Dabei hat das Tragen durchaus Vorteile. An erster Stelle ist da natürlich die Nähe zum Kind. Aber auch die Benutzung des öffentlichen Verkehrs ist ohne Kinderwagen oft einfacher. Und nicht zuletzt haben Sie beide Hände frei und Sie können sich zur Freude der Partnerin im Haushalt nützlich machen, zur eigenen Entspannung Zeitung lesen, Musik hören oder im Internet nach weiteren Tipps für Väter recherchieren. Und ganz nebenbei stärken Sie ohne Fitnessabo Ihre Rücken- und Bauchmuskulatur, ganz nach dem Motto: Ist es zu schwer, bist du zu schwach.

 Tipp

Überlegen Sie sich jedes Mal, wenn Sie den Kinderwagen nehmen wollen, ob es nicht auch ohne geht. Lassen Sie Ihr Kind in der Traghilfe, wenn es eingeschlafen ist, denn es nimmt die Nähe zum Vater auch wahr, wenn es schläft.
Je älter das Kind wird, desto spannendere Aktivitäten können Sie mit ihm unternehmen. Prinzipiell kann man das Kind zu fast allen Freizeitaktivitäten mitnehmen. Es gibt Kinderwagen zum Joggen, Fahrradanhänger für lange Touren und im Winter Schlitten für fast jedes Alter. Dabei verleiten diese Freizeitgeräte oft dazu, die Bedürfnisse der Kinder aus den Augen zu verlieren. Sitzt das Kind zwei Stunden alleine im Veloanhänger, kann schwerlich von einer gemeinsamen Aktivität gesprochen werden. Schläft es jedoch friedlich im Wagen, spricht nichts dagegen es mitzunehmen.

 Tipp

Nehmen Sie Ihr Kind so oft als möglich mit, aber machen Sie unterwegs auch eine Pause, um sich ihm zu widmen.
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Bindung stärken

Besondere Nähe und Vertrauen entstehen in emotional labilen Situationen. Zum Beispiel wenn Sie Ihr Kind trösten oder wenn es krank ist. Gerade die Pflege kranker Kinder stärkt die Bindung zwischen Vater und Kind. Das Kind braucht Sie als vertraute Person und nimmt Sie als verlässlich wahr. Vertrauen und Verlässlichkeit sind ebenfalls Grundpfeiler einer starken Bindung. Für das Kind, welches sich der Problematik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht bewusst ist, gibt es keinen Grund, warum es meist nur von der Mutter gesund gepflegt wird.

 Tipp

Nehmen Sie sich im Krankheitsfall Ihres Kindes frei. Gestützt auf das Arbeitsgesetz (AG Art. 36, Abs. 3) stehen Ihnen dazu drei Tage zur Verfügung, und zwar unabhängig davon, ob die Mutter auch zu Hause ist oder nicht.

Der Autor

 Autor Michael Gohlke Michael Gohlke ist Vater von drei Kindern. Er gründete im Jahr 2000 das Väternetzwerk Avanti Papi und arbeitet seither im Nebenerwerb als Autor und Berater im Väterbereich unter www.vatersein.ch. Der gelernte Elektroniker arbeitete 20 Jahre als Techniker in der Informatik bevor er 2013 den Quereinstieg als Lehrperson Kindergarten absolvierte. Seither arbeitet er als Klassenlehrer an einer Zürcher Schule. In seiner Freizeit spielt und trainiert er Tischtennis und ist seit neuestem in einer Eishockey Amateurliga aktiv.