Mutter gebärt Baby, Vater hält unterstützend die Hand.

Unterstützung während der Geburt

Die Geburt ist ein aufregendes und freudiges Ereignis für werdende Mütter und Väter zugleich. Doch wie können Väter sich auf eine Geburt vorbereiten und während der Geburt die Partnerin optimal unterstützen? Michael Gohlke, Vater von drei Kindern, Autor und Berater im Väterbereich, gibt Ihnen 5 praktische Tipps.

Dabei sein ist alles

Man kennt die Szene noch aus alten schwarz-weiss Filmen: Die Frau ist am Gebären und der Mann tigert, eine Zigarette nach der anderen rauchend, vor der Zimmertüre auf und ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit werden die Schreie der Mutter durch diejenigen des Kindes abgelöst und die Hebamme öffnet die Tür und gibt Kunde, welches Geschlecht das Kind des stolzen Vaters hat.

Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Zum Glück nicht nur, weil auf den Korridoren zu Hause oder im Spital nicht mehr geraucht werden darf. Zum Glück auch, weil die Männer nicht mehr vor die Tür verbannt werden. Im Gegenteil: Normal ist, dass die Männer mehr oder weniger aktiv bei der Geburt ihres Kindes dabei sein dürfen. Dabei sein sollen. Dabei sein müssen?

 Tipp 1

Eröffnen Sie der werdenden Mutter abends bei einem Gläschen (darf auch Tee sein), dass sie nicht bei der Geburt dabei sein wollen (diese Aussage können Sie je nach eigener Einstellung im Verlaufe des Gesprächs wieder relativieren oder zurücknehmen). Die Reaktion Ihrer Liebsten wird aber auf jeden Fall interessant. Vielleicht ist sie erleichtert (nicht jede Frau möchte, dass ihr Partner bei der Geburt dabei ist, getraut es sich aber vielleicht nicht zu sagen). Vielleicht ist sie auch entsetzt, denn sie erwartet aktive Unterstützung ihrerseits. Wie auch immer wird sich bestimmt eine interessante Diskussion ergeben, in welcher hoffentlich beidseitig die Bedürfnisse und Erwartungen geklärt werden können.

Die Rolle des Vaters während der Geburt

Falls Sie sich gemeinsam entscheiden, dass Sie bei der Geburt anwesend sein werden, hier gleich noch eine schlechte (im Endeffekt aber gute) Nachricht: Geburten, bei welchen die Väter anwesend sind, sind tendenziell komplizierter als solche ohne väterlichen Beistand. Warum? Weil die Geburt für die Frau eine absolute Ausnahmeerfahrung ist und sie sich dabei voll und ganz auf sich selbst einlassen können sollte. Ist ein leidender, aufgeregter, hilfsbereiter, eingreifender, massierender und/oder mithechelnder Partner neben ihr, kann dies dazu führen, dass Frau sich auch noch um ihren Mann kümmern will/muss. Dies sollte aber vermieden werden und so verweisen wir auf Tipp 1: Klären Sie, wie Sie Ihre Frau unterstützen können und welches Ihre Rolle während der Geburt sein könnte. So wird Ihre Anwesenheit tatsächlich eine Hilfe sein.

 Tipp 2

Egal was Sie im Vornherein besprochen haben, meist kommt es anders, als man denkt. Trotzdem ist es wichtig, sich einige Sachen vorher zu überlegen. Eine Geburt kann unter Umständen lange dauern. Damit Sie Ihre Partnerin bestmöglich unterstützen können, sollten Sie auch auf Ihre Bedürfnisse achten. Sind Sie erschöpft, gehen Sie ein paar Minuten nach draussen. Haben Sie Hunger, essen Sie etwas (da Cafeterias ihre Öffnungszeiten nicht immer den Geburtszeiten anpassen, empfiehlt sich ein kleiner Vorrat an Powerriegeln, Fertigkaffee, o.ä. mitzunehmen). Nehmen Sie sich, wenn nötig, ein paar Minuten Auszeit und kommen dann gestärkt wieder dazu.

Geburt mitverfolgen?

Eine Geburt ist nicht unhygienisch, aber auch nicht "sauber". Es fliessen diverse Körperflüssigkeiten und auch das neugeborene Kind sieht in den seltensten Fällen so putzig und rosig aus, wie in den Zeitschriften im Wartesaal der Geburtsabteilung. Da der «Geschlechtseingang» der Frau mit dem «Geburtsausgang» identisch ist, könnte es für den Mann ratsam sein, die eigentliche Geburt nicht zu nahe mit zu verfolgen. Einerseits ist es für die Frau möglicherweise unangenehm und andererseits gibt es Männer, die nach einer «zu nahen Geburt» sexuelle Hemmungen entwickeln, da die Vagina der Frau nicht mehr als lustvoll angesehen wird.

 Tipp 3

Unterstützen Sie Ihre Partnerin von der Seite oder von hinten. Seien Sie bei ihr, aber gewähren Sie sich und ihr den Abstand, den Sie für richtig halten.

Die richtige Vorbereitung

Seit Millionen von Jahren verlaufen Geburten gleich und doch ist jede anders. Aus diesem Grund kann man sich nie komplett auf eine Geburt vorbereiten. Sie können jedoch verschiedene Szenarien vorgängig mit Ihrer Partnerin besprechen und dann flexibel an die Sache rangehen.

 Tipp 4

Nehmen Sie ungewohnte Reaktionen Ihrer Partnerin nicht persönlich und stehen Sie für ihre Bedürfnisse ein, wenn sie es selbst nicht tun kann.

Ihr neugeborenes Baby

Frischgeborene Babys gleichen laut Beschreibung einiger Väter eigentlich eher kleinen Marsmännchen (oder genderneutral Marsmenschchen). Sie sind verschmiert mit Blut und der sogenannten Käseschmiere (Vernix caseosa), die dem Neugeborenen als Schutzschicht dient. Oft haben sie einen oval verformten Kopf (daher das Marsmenschchen) und nasses, verklebtes Haar. Der vielzitierte Jööhh-Effekt stellt sich oft erst nach einer ersten Reinigung durch die Hebamme ein. Aus selbigem Grund fühlen sich manche Väter «schuldig», wenn Sie nicht vom ersten Augenblick in eine verliebte Glückseligkeit verfallen.

 Tipp 5

Nehmen Sie sich Zeit Ihr Kind kennen und lieben zu lernen. Es gibt weder bei der Mutter, welche im Übrigen den Vorteil der hormonellen Unterstützung hat, noch beim Vater einen Zwang zum Glücklichsein. Oft überwiegt im ersten Moment das Gefühl der Erleichterung und das ist voll o.k. Die Bindung zum Kind kann im ersten Augenblick noch nicht da sein, sie entsteht aber mit der Zeit, bzw. durch die gemeinsam verbrachte Zeit und wird im Laufe ebendieser immer stärker.
Baby sitzt neben Teddybär. Der Teddybär umarmt das Baby herzlich.

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Der Autor

 Autor Michael Gohlke Michael Gohlke ist Vater von drei Kindern. Er gründete im Jahr 2000 das Väternetzwerk Avanti Papi und arbeitet seither im Nebenerwerb als Autor und Berater im Väterbereich unter www.vatersein.ch. Der gelernte Elektroniker arbeitete 20 Jahre als Techniker in der Informatik bevor er 2013 den Quereinstieg als Lehrperson Kindergarten absolvierte. Seither arbeitet er als Klassenlehrer an einer Zürcher Schule. In seiner Freizeit spielt und trainiert er Tischtennis und ist seit neuestem in einer Eishockey Amateurliga aktiv.