Vaterschaftsurlaub
Der Vaterschaftsurlaub wurde angenommen. Michael Gohlke, Vater von drei Kindern, Autor und Berater im Väterbereich erklärt, warum und aus welchen Gründen der Vaterschaftsurlaub sich lohnt.
Der Vaterschaftsurlaub wurde angenommen - nun machen alle Väter Papi-Ferien? Mitnichten, denn erstens sind Ferien eigentlich den SchülerInnen, LehrerInnen und StudentInnen vorbehalten. Die arbeitende Bevölkerung hat Urlaub, d.h. sie wird für eine festgelegte Zeit von ihrer Erwerbsarbeit freigestellt, bekommt aber nach wie vor einen Lohn.
Nun, im Falle des Vaterschaftsurlaubes ist die Sache noch einmal etwas anders. Einerseits wird nicht der volle Lohn ausbezahlt und andererseits ist es nicht so, dass die von der Erwerbsarbeit freigestellten Väter nun nicht mehr arbeiten würden. Im Gegenteil. Eigentlich wechseln sie nur den Arbeitgeber und müssen sich für eine begrenzte Zeit in ein neues Team einfügen. Was auf den ersten Blick recht einfach erscheint, ist in Tat und Wahrheit etwas komplizierter.
Der neue Arbeitgeber kennt nämlich keinerlei arbeitsrechtliche Vorgaben. Er beschäftigt die Väter mitunter rund um die Uhr und hält sich dabei auch an keine fixen Ruhezeiten. Nach einem arbeitsintensiven Tag fordert er auch gerne mehrmals in der Nacht den Vater oder die Mutter zu diversen Aktivitäten auf. Damit dies nicht zu unnötigen Konflikten führt, empfiehlt es sich, dass sich die Teamplayer, in diesem Fall die Mutter und der Vater, absprechen.
(Arbeits)aufteilung
Tipp
Warum der Vaterschaftsurlaub sich lohnt
Der Vaterschaftsurlaub wird also nicht in erster Linie der Erholung dienen. Dennoch lohnt er sich für die Väter.
Entgegen der veralteten Meinung, dass Babys zur Mutter eine stärkere, naturgegebene Bindung haben, weiss man heute, dass Stärke der Bindung von der gemeinsam verbrachten Zeit und der Nähe zum Kind abhängt. Daher sind die ersten Wochen für Väter DIE Gelegenheit eine starke Bindung zu ihrem Kind aufzubauen.
Tipp
Die neue Familiensituation kennenlernen
In diesen zwei Wochen wechseln Sie quasi in den Beruf, welchen die Mutter noch ein Weilchen ausüben wird. Diese Erfahrung ist gerade im Hinblick auf die Zeit, wenn Sie wieder Ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen, wichtig. Sie erhalten einen direkten Einblick in den Alltag mit Ihrem Kind. Denn oft scheitert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht an grundsätzlichen Vereinbarungen, sondern täglich und zwar wenn Sie von der Arbeit nach Hause kommen. Vielleicht hatten Sie einen sehr guten Tag bei der Arbeit und kommen gut gelaunt nach Hause, wo Sie von einer genervten Mutter und einem schreienden Kind empfangen werden. Vielleicht ist es auch umgekehrt, dass Sie Ihre schlechte Laune in ein harmonisches Zuhause tragen. Im besten Falle trifft der gutgelaunte Vater auf eine gutgelaunte Familie. Im worst case aber…
Die Erfahrung des Vaterschaftsurlaubes, also die zwei Wochen intensiver Familienarbeit, erleichtern Ihnen, sich in die Situation der Mutter hineinzufühlen.
Tipp
Info
Der Autor
Michael Gohlke ist Vater von drei Kindern. Er gründete im Jahr 2000 das Väternetzwerk Avanti Papi und arbeitet seither im Nebenerwerb als Autor und Berater im Väterbereich unter www.vatersein.ch. Der gelernte Elektroniker arbeitete 20 Jahre als Techniker in der Informatik bevor er 2013 den Quereinstieg als Lehrperson Kindergarten absolvierte. Seither arbeitet er als Klassenlehrer an einer Zürcher Schule. In seiner Freizeit spielt und trainiert er Tischtennis und ist seit neuestem in einer Eishockey Amateurliga aktiv.