Ein Junge sitzt auf einem Stein und liest ein Buch. Seine Schwester steht im Hintergrund mit einem Ball in den Händen.
WENNS JUCKT UND KRABBELT    

Läuse und Krätzmilben

Es juckt, kribbelt und Ihr Kind kratzt sich dauernd: Sind es ungebetene Gäste? Erfahren Sie, was Sie gegen Läuse und Krätzmilben tun können und wann Sie zum Arzt sollten.

Läuse: Ungebetene Gäste können ganz schön nerven. Es juckt und kribbelt und Ihr Kind kratzt sich dauernd am Kopf. Da liegt der Verdacht nahe, dass Ihr Kind Läuse hat. Aber wenn man sie sucht, sind sie oft schlecht zu finden. Zu Beginn sind es meistens nur ein paar Exemplare, die sich dort herumtreiben. Auch dass ihr Panzer die bräunliche Farbe vieler Haarschöpfe hat, macht es nicht gerade einfach, sie mit blossen Augen zu entdecken. Später, wenn die Läuse ihre Eier ins Haar gelegt haben, gelingt das Aufspüren einfacher.

Die Laus ist ein ziemlich kleines, zwei bis drei Millimeter grosses Insekt. Die Kopfläuse brauchen den Menschen als Wirt. Sie müssen immer wieder zur Kopfhaut, um sich durch Blutsaugen zu ernähren. Alle zwei bis drei Stunden müssen sie ihren Wirt stechen und etwas Blut trinken. Der Speichel, der beim Saugen in die Wunde gelangt, verursacht das unangenehme Jucken. Die Eier der Läuse – die Nissen – werden am Haaransatz abgelegt. Dort können die Nissen am besten gedeihen: Es ist warm und etwas feucht. Die Eier werden festgeklebt, damit sie nicht einfach aus dem Haar fallen. Der von den Läusen dafür benutzte «Klebstoff» übersteht auch eine Haarwäsche mit normalem Shampoo. Nach sieben bis zehn Tagen schlüpft dann die nächste Generation der Plagegeister, die sich gleich auf die Kopfhaut stürzt, um Blut zu saugen. Läuse können mit ihren Widerhaken an den Beinen zwar schnell an den Haaren entlanglaufen, springen können sie, trotz anderslautender Gerüchte, allerdings nicht. Die ausgewachsenen Läuse wechseln hingegen gerne ihren Wirt, das heisst beim gemeinsamen Spielen oder Kuscheln – direktem Kopf-zu-Kopf-Kontakt – läuft die Laus über.

Übrigens:
Läuse halten sich nicht an soziale Milieus – sie kommen in allen sozialen Schichten gleich häufig vor. Ebenso auf gewaschenem wie auf ungewaschenem Haar. Dann gilt der Spruch: Häufiges Haarewaschen führt zu sauberen Läusen!
 

Krätzmilben: Der Mythos, dass die Plagegeister sich durch Körperpflege bannen lassen, hängt auch den Krätzmilben an. Und obwohl viele glauben, die Krätze (Scabies) stamme aus dem letzten Jahrhundert oder nur extrem Ungepflegte würden von der Krätzmilbe befallen, stimmt dies nicht. Die Zahl der Skabiesinfektionen hat in den letzten Jahren sogar tendenziell zugenommen. Die Krätze, unter der auch Napoleon litt, wird hauptsächlich durch engen Körperkontakt übertragen. Aber auch mit Krätzmilben verunreinigte Bettwäsche, Decken und Kleidung können den Milben als Unterschlupf dienen und dann weitere Personen infizieren.

Die Milben bohren an warmen, feuchten Körperstellen – Finger- und Zehenzwischenräume, Genitalbereich und Achselhöhlen – ihre Gänge direkt unter der Hautoberfläche. Abgelegte Larven und Kot verursachen starken Juckreiz, und es kommt zum unvermeidbaren Kratzen, was der Krankheit auch ihren Namen gegeben hat.

 

Cover des Buches "Der kleine Schweizer Hausarzt" mit einem roten Kreuz darauf.

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DAS KÖNNEN SIE SELBST TUN

Läuse können Sie selber suchen. Am einfachsten geht dies mit Lupe und Nissenkamm. Um die Läuseeier aus den Haaren zu streifen, brauchen Sie einen speziellen Nissenkamm, dessen Zinken weit weniger als einen Millimeter auseinanderstehen. Solche Kämme bekommen Sie in der Apotheke (Tipps für gute Kämme im Kasten). Bleiben beim Kämmen Eihüllen an den Zinken hängen, ist die Diagnose eindeutig. Mit der Lupe können Sie die flinken Läuse auf den Haaren sehen.

Es gibt verschiedene Medikamente, um den Läusen zu Leibe zu rücken. Manche sind in der Apotheke frei verkäuflich, manche können auf Kosten der obligatorischen Krankenkasse verordnet werden. Es handelt sich oft um speziell gegen die Parasiten entwickelte Insektizide. Diese Mittel töten lebende Läuse ab, aber häufig nicht ihre Eier: Die Nissen entwickeln erst nach vier Tagen ein Nervensystem, auf das ein Insektizid tödlich wirken kann. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie die Behandlung nach acht bis zehn Tagen wiederholen, um auch die gesamte Nachkommenschaft zu erwischen.

Eine Alternative zu den chemischen Insektiziden sind Kopflausmittel auf Silikonölbasis. Ihre Wirkung ist einfach, aber effektiv – sie ersticken die Läuse: Das Öl dringt in die Atemöffnungen der Parasiten ein und verklebt sie. Medizinische Experten haben die Mittel mit dem Wirkstoff Dimeticon als «mit Einschränkung geeignet» bewertet, da die Wirksamkeit noch besser belegt werden sollte. Andere physikalische Mittel stuften sie als «wenig geeignet» ein, z. B. weil sie wie Ylang-Ylang-Öl ein sehr hohes Allergiepotenzial bergen. Grundsätzlich sind aber dennoch physikalische Mittel zu begrüssen, weil die Läuse gegen die chemischen Wirkstoffe zunehmend widerstandsfähig werden.

Unabhängig davon, mit welchem Mittel Sie den Läusen den Garaus machen: Bearbeiten Sie zusätzlich die nassen Haare Ihres Kindes mit dem Nissenkamm. Entwarnung gibt es erst, wenn bei wiederholten Kontrollen keine Nissen mehr zu finden sind.

Wer die winzigen Mitbewohner loswerden möchte, hat einiges zu tun:

•    Haare mit einem Spezialshampoo waschen
•    Kuscheltiere und Kopfkissen für 24 Stunden in einer luftdichten Plastiktüte ins Gefrierfach geben
•    Mützen, Schals, Jacken, Bettwäsche usw. bei mindestens 60 °C waschen
•    den Kopf Ihres Kindes in regelmässigen Abständen über zehn Tage kontrollieren
•    Geschwisterkinder ebenfalls untersuchen
•    Denken Sie auch an Ihren Kopf: Falls es dort juckt, lassen Sie ihn kontrollieren

Wichtig ist, dass Sie alle Läuse und Nissen erreichen, damit die Sache nicht wieder von vorne losgeht. Der richtige Zeitplan ist dabei entscheidend:

•    Tag 1: Behandlung mit einem Läusemittel, Auskämmen der Haare mit einem Läusekamm
•    Tag 5: Haar mit einer Pflegespülung eincremen, mit dem Läusekamm auskämmen
•    Tag 8, 9 oder 10: zweite Behandlung mit einem Läusemittel und sorgfältiges Auskämmen
•    Tag 13: Kontrolle, Auskämmen mithilfe von Pflegespülung
•    Tag 17: eventuell erneute Kontrolle und Auskämmen mit Pflegespülung

Bei der Krätze sieht es nicht viel anders aus: Ist die Ursache einmal gefunden, heisst es, alles zu waschen, was mit der befallenen Person in Berührung gekommen ist. Alternativ können die Sachen auch für eine Woche in einen luftdichten Plastiksack gegeben werden. Der Besuch beim Arzt ist unumgänglich, da nur er die gut geeignete permethrinhaltige Salbe verschreiben kann, mit der die Haut eingerieben werden muss.

Ganz wichtig: Suchen Sie alle Personen im Haushalt nach Spuren der Krätzmilben ab und behandeln Sie diese gegebenenfalls auch.

 

DAS MACHT DER ARZT

Haben Sie Läuse auf dem Kopf Ihres Kindes entdeckt, müssen Sie nicht unbedingt zum Arzt gehen. Allerdings haben Kinderärzte ein geschultes Auge und können bei Zweifeln Ihren Verdacht bestätigen.

Spätestens dann, wenn sich Ihre Kinder den Kopf blutig gekratzt haben und sich vielleicht sogar einige Stellen entzündet haben, sollten Sie den Arzt aufsuchen. Ausserdem werden viele Mittel gegen Läuse bei Verordnung vom Arzt von der Krankenkasse bezahlt.

Dem Kindergarten und der Schule müssen Sie mitteilen, dass Ihr Kind Kopfläuse hat. Schon nach der ersten Behandlung darf es wieder mit anderen Kindern zusammen sein. Sie müssen natürlich so lange weiter behandeln, bis auch der letzten Laus der Garaus gemacht wurde.

Für Schule und Kindergarten gilt grundsätzlich, dass eine schriftliche Bestätigung über den Beginn der Behandlung ausreichen sollte, damit Ihr Kind den Unterricht wieder besuchen darf. Gibt es allerdings innerhalb von vier Wochen einen erneuten Befall, kann ein ärztliches Attest über die Kopflausfreiheit nötig werden. Da lokale Aufsichtsbehörden die Regeln für Schulen und Kindergärten festlegen, sehen sie überall etwas anders aus.

Die Diagnose Krätze kann der Arzt mithilfe einer Lupe stellen. Nicht immer gelingt der direkte Nachweis der Milben – die Gänge und der Juckreiz sind aber charakteristisch. Häufig wird jedoch besonders bei gepflegten Personen gar nicht an die Möglichkeit einer Krätze gedacht und lange nach der richtigen Diagnose gefahndet. Der Arzt verschreibt die für die Behandlung nötige Salbe mit Permethrin. Meistens reicht eine Behandlung aus – bei stärkerem Befall sollte die Behandlung nach zwei Wochen wiederholt werden.

 

Den richtigen Kamm

Um den Läusebefall auf dem Kopf wirksam zu bekämpfen, gehört es unbedingt dazu, die Haare sorgfältig auszukämmen. Jede Familie mit Schulkindern sollte einen Laus- oder Nissenkamm besitzen. Dabei ist die Qualität entscheidend.

Folgende Tipps sind für einen erfolgreichen Einsatz zu beachten:

 Die Zinken sollten eng stehen. Experten empfehlen einen Zinkenabstand von 0,2 Millimetern.

 Nach innen gewölbte Zinkenenden passen sich der Kopfform gut an. Nach aussen gewölbte Enden erschweren es, den Kamm auf der Kopfhaut zu führen.

 Mit langzinkigen Kämmen lässt sich langes, lockiges und kurzes Haar gleichermassen gut auskämmen.

 Kämme mit kurzen und zum Teil auch mittellangen Zinken eignen sich am besten für kurzes Haar.

 Stabile Kämme sind selbstverständlich von Vorteil.

Allerdings:

 Grosse Griffe und lange, breite Leisten können beim Kämmen hinter den Ohren und an den Schläfen stören.

 Der Kamm sollte sich auf Küchenpapier abstreifen und gut reinigen lassen. Übergiessen Sie ihn – soweit es das Material erlaubt – mit 60 °C heissem Wasser und lassen Sie ihn 10 Minuten darin liegen.

 

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