Ein Junge sitzt auf einem Stein und liest ein Buch. Seine Schwester steht im Hintergrund mit einem Ball in den Händen.
EIN SCHMERZENDES OHR    

Mittelohrentzündung

Starke Ohrenschmerzen und schlechtes Hören: eine Mittelohrentzündung? Erfahren Sie, was Sie bei einer Mittelohrentzündung tun können und warum Sie zum Arzt sollten.

Ihr Sprössling hat die Erkältung fast überstanden, da klagt er über starke Schmerzen im Ohr. Die Viren oder auch Bakterien sind aus dem Nasen-Rachen-Bereich über die Ohrtrompete (Eustachische Röhre oder Tube) ins Mittelohr gewandert und treiben jetzt dort ihr Unwesen. Die Schleimhäute sind entzündet, sie sind geschwollen und produzieren als Reaktion viel Schleim. Das tut weh und Ihr Kind kann nicht gut hören. Auch Sie können eine Mittelohrentzündung bekommen, aber Kinder sind am häufigsten betroffen. Besonders Kleinkinder bis zum 18. Lebensmonat sind prädestiniert für Mittelohrentzündungen, da die Viren und Bakterien durch die bis dahin weit offene Ohrtrompete leicht ins Mittelohr wandern können.

 

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DAS KÖNNEN SIE SELBST TUN

Zunächst zum Arzt gehen. Danach sollten Sie folgende Hinweise beachten, um Ihrem Kind den Krankheitsverlauf zu erleichtern:

1    Geben Sie Ihrem Kind weiche Nahrung, damit nicht noch zusätzliche Schmerzen beim Kauen ausgelöst werden.

2    Lassen Sie Ihr Kind reichlich trinken.

3    Wärme lindert häufig die Schmerzen: Ein wärmendes Stirnband oder Mützchen kann helfen.

4    Geben Sie in den ersten beiden Tagen z. B. Ibuprofen. In den meisten Fällen klingt dann die Entzündung wieder ab.

5    Geben Sie keine Ohrentropfen, bis auf die, die gegebenenfalls vom Arzt verordnet worden sind. In diesem Fall wärmen Sie die Tropfen vorher z. B. in der Hosentasche für einen Moment an.

Leider bringen vielbeschworene Hausmittel wie Zwiebelsäckchen und Ohrenkerze keine Linderung. Die Ohrenkerze kann sogar die Entzündung verschlimmern. Das Zwiebelsäckchen hilft insofern, als das Ohr warm gehalten wird. Dies geht mit einem Stirnband oder einem Mützchen aber auch geruchsneutraler.
Ratsam ist es, Kinder vorbeugend vier bis sechs Monate lang zu stillen. Stillen stärkt das Immunsystem des Kindes.

Es gibt drei Dinge zu beachten, damit die Entzündungen nicht so leicht entstehen:

1    Reinigen Sie den Gehörgang Ihres Kindes auf keinen Fall mit Ohrenstäbchen! Es reicht, die äussere Ohrmuschel zu reinigen.

2    Ihr Kind sollte nicht mit dem Schnuller im Mund einschlafen.

3    Achten Sie darauf, dass kein Wasser in die Ohren gelangt.

Eine Impfung gegen die Erreger der Mittelohrentzündung gibt es nicht. Allenfalls kann die Impfung gegen Pneumokokken einen geringen Effekt haben. Der aktuelle Impfplan der Eidgenössischen Impfkommission sieht ab dem zweiten Monat insgesamt drei Impfungen vor.

 

DAS MACHT DER ARZT

Da eine Mittelohrentzündung ernsthafte Komplikationen – Trommelfellriss, chronische Entzündung, Schädigung des Hörnervs – nach sich ziehen kann, sollten Sie auf jeden Fall zu Ihrem Arzt gehen. Durch Einschätzung des Krankheitsbildes kann er entscheiden, ob ein Antibiotikum notwendig ist oder ob erst einmal nur abschwellende Nasensprays und Schmerzmedikamente ausreichen. Manchmal ist es sogar notwendig, dass er das Trommelfell leicht einschneidet, damit der Erguss abfliessen kann. Danach tut es sofort weniger weh – der Riss heilt innerhalb von ein paar Tagen von selbst wieder.

Bei sehr häufigen Mittelohrentzündungen, die mit einer Flüssigkeitsansammlung (Erguss) einhergehen, wird oft geraten, ein Paukenröhrchen zu legen. Dadurch wird das Mittelohr belüftet. Ziel dieser Massnahme ist es, die Hörbeeinträchtigung des Kindes zu vermindern und so einer Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung entgegenzuwirken.

Der Nutzen dieser Operation ist fraglich. Bei der Auswertung von wissenschaftlichen Studien zeigte sich, dass sich zwar die Hörfähigkeit durch die Paukenröhrchen erst einmal verbessert, doch ein Unterschied zwischen den behandelten und den unbehandelten Kindern ist nicht dauerhaft nachzuweisen. Auch eine verbesserte Sprachentwicklung ist wohl durch den Einsatz nicht zu erreichen. Allerdings kann es Risiken durch die Operation, etwa eine Narbenbildung und dadurch eine Hörbeeinträchtigung, geben. Aufgrund der insgesamt unklaren Effekte der Paukenröhrchen erscheint es sinnvoll, Kinder mit Paukenerguss nicht bereits nach drei Monaten zu operieren, sondern unter sorgfältiger ärztlicher Beobachtung weiter abzuwarten. Diese Behandlungsstrategie scheint langfristig ebenso erfolgreich wie ein Eingriff.

Es ist nicht auszuschliessen, dass einige Kinder stärker von der Behandlung mit Paukenröhrchen profitieren als andere. Der Einsatz eines Paukenröhrchens geht aber wie jede andere Operation mit gewissen Risiken einher und sollte nicht übereilt vorgenommen werden.

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