Entscheiden Sie sich für etwas Neues: Die weissen Türen auf der grünen Wiese symbolisieren Ihre vielfältigen Möglichkeiten. Coach Andrea Waldispühl zeigt, wie Sie mit Neuem gekonnt umgehen.

Tipps vom Coach: mit Neuem im Leben richtig umgehen

Im Leben erwarten uns täglich neue Herausforderungen. Manche können ohne Probleme gemeistert werden, andere verlangen uns etwas mehr ab. Wie man am besten damit umgeht und was das Neue im Menschen auslöst, erklärt Andrea Waldispühl, Coach aus Luzern.

Entscheiden Sie sich für etwas Neues: Die weissen Türen auf der grünen Wiese symbolisieren Ihre vielfältigen Möglichkeiten. Coach Andrea Waldispühl zeigt, wie Sie mit Neuem gekonnt umgehen.

Frau Waldispühl, wie gehen wir am besten mit dem Neuen im Leben um?

Wir Menschen brauchen das Neue im Leben: um zu lernen, um uns persönlich zu entwickeln und zu wachsen. Ohne Neues hätten wir Stillstand. Die meisten von uns lassen sich durch das Neue jedoch verunsichern, oder fühlen sich dadurch gestresst. Es ist darum nur natürlich, dass der Mensch lieber am Altbekannten festhält. Wie er mit Neuem umgeht, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Eigenschaften wie Belastbarkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit helfen nachweislich. 

Angenommen, ich bin nicht anpassungsfähig oder flexibel.

Diese Eigenschaften sind nur eine Seite der Medaille. Ich nenne das auch «das Können». Das Können fragt: «Kann ich das meistern, was das Neue von mir verlangt?» Ein Beispiel dafür ist das Grübeln, ob ich die Fähigkeiten für einen neuen Job habe. Um sich für etwas Neues zu motivieren, braucht es aber auch «das Wollen». Das Wollen fragt eher: «Entspricht es meinen Werten im Leben und meinen inneren Überzeugungen?». Dabei treffen wir nicht selten auf limitierende Denkmuster, die uns daran hindern, über unseren eigenen Schatten zu springen: «Dafür bin ich nicht gemacht» oder «In unserer Familie ist man halt so». Anders ausgedrückt sind es oft nicht die äusseren Umstände, welche uns daran hindern, neue Wege zu gehen, sondern unsere inneren Blockaden. Diese zu erkennen ist der erste wichtige Schritt hin zur Veränderung. 

Das heisst, man muss zuerst verstehen: «Warum klappt das jetzt nicht?»

Genau. Der erste Schritt ist zu verstehen, was Sie blockiert. Fehlt es im Können – also in der Fähigkeit – oder fehlt es im Wollen? Das Wollen ist trügerisch, weil man ja eigentlich will. Stellen Sie sich vor, Sie wollen unbedingt Ihre berufliche Situation verändern, bleiben aber dennoch jahrelang in einer Position, die Sie nicht glücklich macht. Überlegen Sie, was Sie daran hindern könnte. Haben Sie Selbstzweifel oder bestimmte Überzeugungen, die Sie bremsen? Wenn wir uns unseren unbewussten «Spielverderbern» bewusst werden, können wir uns ihnen annehmen. 

Spielen persönliche Erfahrungen und Erlebnisse in der Vergangenheit eine Rolle?

Ganz sicher. Es gibt ja aber auch den umgekehrten Fall: Wir werden älter und unsere Werte verschieben sich. Wofür wir uns mit 20 mit Herzblut engagieren, hat sich mit 30 verändert. Was uns mit 40 als wichtig erscheint, ist mit 60 nicht mehr dasselbe. Wenn wir dann in einem Umfeld, wie zum Beispiel in einer Beziehung oder einem Job gefangen sind, das nicht mit uns reift, dann ist es Zeit für etwas Neues. 

Es gibt auch Neues im Leben, das man selbst nicht beeinflussen kann.

Richtig. Unser Verstand beurteilt sehr schnell, ob wir eine Nachricht als positiv oder negativ sehen. Die gleiche Nachricht kann in einer gewissen Lebenssituation positiv sein und in einem anderen Punkt negativ. Es ist also eine Frage der aktuellen Situation, wie wir das Neue bewerten. Denken Sie zum Beispiel an eine Schwangerschaft. Gerade bei unerwarteten oder schwierigen Nachrichten wie Krankheit, Unfall oder wenn der Job verloren geht, suchen wir nach dem Fehler oder dem Schuldigen. Entweder wir machen uns selbst Vorwürfe oder geben die Schuld direkt jemandem anderen. So manövrieren wir uns in eine Opferrolle, und diese ist lähmend. Sie frisst die Energie, die wir eigentlich für das Neue brauchen. Man ist gefangen im Kampf gegen die Veränderung. 

Wie kann ich diesen Situationen sinnvoll begegnen?

Wir haben immer eine Wahl! In allen Situationen gibt es drei Möglichkeiten, die wir mit gezielten Fragen besser verstehen können:

  • Annehmen: Kann ich lernen, die Situation anzunehmen und ihr etwas Positives abgewinnen? Wenn ja, dann kann ich die Energie so einsetzen. Wenn nicht, stellt man sich die nächste Frage:
  • Verändern: Wie kann ich die Situation so verändern, dass ich ihr etwas Positives abgewinnen kann? Was müsste anders sein? Man setzt dann die Energie in der Veränderung ein. Wenn das nicht geht:
  • Verlassen: Kann ich die Situation verlassen? Eine Entscheidung gegen etwas Neues ist selbstverantwortliches Handeln. Es stärkt das Selbstbewusstsein nachhaltiger, als in der Opferrolle zu verharren.

Dann sind es unsere Entscheidungen, die das Neue ermöglichen?

Ja, meistens entscheiden wir uns aber unbewusst. Das ist dann das berühmte Bauchgefühl. Der Kopf macht den Sinn aus dem, was ihm der Bauch sagt. Auch wenn wir das manchmal lieber anders herum hätten.

Es gibt natürlich auch Situationen, die man nicht einfach verlassen kann …

Ja, die gibt es gewiss auch. Meistens sind dies Situationen, in welchen uns starke Gedanken und Gefühle bewegen: jedem Gefühl geht ein Gedanke voraus. Gefühle sind also nichts weiter, als im Körper manifestierte Gedanken. Dann helfen Techniken aus der Achtsamkeitspraxis. Sie unterstützen dabei, in den gegenwärtigen Moment zu kommen, ins Hier und Jetzt. Es gibt einfache Methoden wie zum Beispiel den Fluss des Atems für ein paar Atemzüge zu beobachten. Oder versuchen Sie ganz bewusst den Boden unter Ihren Füssen zu spüren. Je mehr Aufmerksamkeit Sie in den Körper bringen, umso weniger sind Sie Ihren Gedanken oder Gefühlen ausgeliefert. 

Also den Fokus von den Gedanken wegbringen?

Ja, schaffen Sie Distanz zur Situation, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit in den Moment bringen. Die erwähnten Techniken aus der Achtsamkeitspraxis mögen anfänglich etwas schwierig erscheinen, aber jeder Versuch zählt! Auch wenn Sie sie nur für zehn Sekunden durchhalten, bevor Sie wieder auf den nächsten Gedanken aufspringen. 

Kann man diese Techniken üben oder lernen?

Ja natürlich, etwa durch regelmässiges Meditieren. Ist Ihnen das zu sanft, dann kann Sport oder Bewegung in der freien Natur helfen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Umgebung, nutzen Sie all Ihre Sinne, hören, riechen und spüren Sie was Sie umgibt.

Beobachten Sie selbst, was Sie von Ihren Gedanken abbringt. Vielleicht schauen Sie einfach nur Kindern beim Spielen zu und die Gedanken werden leiser. Oder Sie beobachten eine Katze oder einen Bussard beim Mausen. Finden Sie heraus, was für Sie gut funktioniert. 

Wie bemerken wir, dass wir etwas Neues oder eine Veränderung benötigen?

Wenn wir es nicht merken oder nicht genau wissen, in welche Richtung es gehen soll, ist die Zeit vielleicht noch nicht reif. Menschen brauchen einen bestimmten Leidensdruck, um wirklich neue Schritte zu gehen. Möglicherweise ist der Preis zu hoch, um das Altbekannte aufzugeben. Aber auch der Stillstand hat seinen Preis und sein Risiko. Wer zum Beispiel mit 50 denkt, er sei zu alt für eine Weiterbildung oder einen neuen Job, könnte mit 60 böse überrascht werden. 

Brauchen alle Menschen Leidensdruck?

Ja, meistens schon. Es gibt die Zuckerrübe oder die Peitsche, also entweder zieht uns etwas an, oder wir flüchten vor etwas. Beides hat seine Berechtigung. Das Anziehende, zu dem wir uns hinbewegen, ist nachhaltiger. Zu flüchten ist unmittelbar, aber auch das braucht es manchmal. 

Wenn ich nun Neues suche, wie gehe ich es am besten an?

Sie brauchen ein attraktives Bild von Ihre Zukunft, eine Vision. Das ist eine mentale Vorstellung davon, wie es sein wird, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben. Spitzensportler nutzen diese Technik, bevor sie an den Start gehen. Sie visualisieren das Ziel. Stellen Sie sich vor, wie sich das Leben anfühlen wird, wenn Sie das Neue zugelassen oder erreicht haben. Wie sieht es aus, wie fühlt es sich an? Je mehr Details Sie sich vorstellen können, desto besser. Eine andere Technik geht noch etwas weiter. Denken Sie an Ihr Leben in einigen Jahren, als Grossmutter oder Grossvater, was möchten Sie Ihren Enkelinnen und Enkeln erzählen können. Also eine Retrospektive aus Ihrer eigenen Zukunft. Einer Zukunft, in der Sie die Veränderungen, das Neue, in Ihr Leben gelassen haben. Sie müssen sich von der momentan empfundenen Herausforderung entkoppeln. Im Gegenzug dazu verbinden Sie sich mit Ihren zukünftigen Erfolgen. Denken Sie an Dinge, die bereits gut funktioniert haben und planen Sie dann den ersten kleinen Schritt hin zum Ziel. Und anschliessend den nächsten. 

Vielen Dank, Frau Waldispühl, für das Gespräch und Ihre Tipps.


Tipp vom Coach: Wagen Sie etwas Neues

  1. Stärken Sie Ihre Widerstandskraft und tun Sie Gutes für Ihren Körper, Geist und Seele.
  2. Finden Sie einen Weg, die Vergänglichkeit aller Umstände und Dinge im Leben als etwas Natürliches zu akzeptieren.
  3. Fokussieren Sie sich darauf, was Sie beeinflussen können.
  4. Machen Sie mehr von dem, was in der Vergangenheit gut funktioniert hat.
  5. Machen Sie etwas anderes, wenn etwas nicht funktioniert.
     

Entscheiden Sie sich für etwas Neues: Die weissen Türen auf der grünen Wiese symbolisieren Ihre vielfältigen Möglichkeiten. Coach Andrea Waldispühl zeigt, wie Sie mit Neuem gekonnt umgehen. Andrea Waldispühl ist Business Coach für Privatpersonen und Unternehmen in Luzern. Sie unterstützt Fach- und Führungspersonen bei Herausforderungen aus dem Berufsalltag: www.ready-coaching.ch