Ein Junge sitzt auf einem Stein und liest ein Buch. Seine Schwester steht im Hintergrund mit einem Ball in den Händen.
WENNS STÄNDIG IN DER HAND KRIBBELT    

Karpaltunnelsyndrom

Es kribbelt in den Fingern. In der Hand fehlt die Kraft. Nachts schlafen Ihnen häufig die Finger ein. Erfahren Sie, was Sie beim Karpaltunnelsyndrom tun können und wann Sie zum Arzt sollten.

Plötzlich bekommen Sie das Konfitürenglas nicht mehr auf, Sie lassen Dinge einfach fallen, weil Ihnen die Kraft in der Hand fehlt, und es kribbelt unangenehm in den Fingern. Die Symptome werden mit der Zeit immer heftiger, und nachts wachen Sie häufig auf, weil die Finger eingeschlafen sind.

Grund für die Misere ist das Karpaltunnelsyndrom – eine Enge im sogenannten Karpaltunnel, der von den Handwurzelknochen und einem straffen Bindegewebsband gebildet wird (siehe Bild). Darin verlaufen ein Teil der Sehnen der Finger und ein Nerv, der Nervus medianus. Dieser Nerv versorgt die Handmuskulatur und ist verantwortlich für die Empfindung in der Handfläche und in den ersten drei Fingern (Schwurhand).

Der Karpaltunnel ist für den Nerv eine Engstelle. Beim Karpaltunnelsyndrom kommt es zu einer chronischen Druckbelastung des Nervs. In der Regel entwickelt sich ein Karpaltunnelsyndrom bei einer ständigen Überlastung des Handgelenks, also bei Personen, die viel mit der Hand arbeiten müssen. Das ist bei Maurern, Fliesenlegern und Fensterreinigern genauso der Fall wie bei Menschen, die oft am Computer arbeiten. Das Handgelenk wird abgeknickt und überbelastet. Dies führt zu einer örtlichen Entzündungsreaktion mit einer Schwellung und Bindegewebswucherung, sodass der Nerv im Tunnel weiter eingeengt wird.

Auch während einer Schwangerschaft kann der Kanal durch Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe enger werden und die Finger kribbeln. Da die Flüssigkeitseinlagerung auch während des Zyklus unterschiedlich ist, können die Beschwerden zyklusabhängig variieren und während der Wechseljahre verschwinden oder heftiger werden.

Beim beginnenden Karpaltunnelsyndrom bemerken Sie eine erhöhte Druckempfindlichkeit im Handgelenk, sodass eine abgeknickte Lagerung – zum Beispiel im Schlaf – Ihnen Beschwerden verursacht. Später, bei fortgeschrittener Schädigung des Nervs, können Sie nicht mehr richtig zufassen, geschweige denn, etwas festhalten. Es kann sogar so weit kommen, dass die betroffenen Muskeln – hier besonders auffällig der Daumenballen – schrumpfen. Die Nervenschädigung kann leider nicht mehr rückgängig gemacht werden. Deshalb sollten Sie bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom möglichst frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Es besteht aber kein Grund, in Panik zu verfallen.

 

Cover des Buches "Der kleine Schweizer Hausarzt" mit einem roten Kreuz darauf.

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DAS KÖNNEN SIE SELBST TUN

Am Anfang sollten Sie versuchen, Bewegungen zu vermeiden, bei denen Ihr Handgelenk übermässig abgeknickt und belastet wird. Abschwellende Medikamente wie Ibuprofen und das Kühlen mit Coldpacks können den Karpaltunnel wieder frei machen und die Beschwerden vertreiben. Auch Physiotherapie und bestimmte Übungen, die Sie regelmässig ausführen, sind eine Möglichkeit, die Operation zu verhindern oder wenigstens hinauszuzögern.

Sollten die Beschwerden aber nicht abklingen oder sich sogar verschlimmern, ist ein kleiner Schnitt zur Entlastung des Nervs unvermeidbar – danach können Sie endlich wieder in Ruhe durchschlafen.
 

Eine beschriftete Illustration eines Karpaltunnels. Enge im Tunnel: erst Kribbeln, dann Schmerzen in Hand und Arm

DAS MACHT DER ARZT

Die Symptome sind so charakteristisch, dass die Diagnose einfach zu stellen ist. Ein Neurologe misst mithilfe von Elektroden die Nervenleitgeschwindigkeit. Durch die Druckschädigung ist diese verlangsamt. Das Ausmass der Schädigung kann mit der Messung genauer quantifiziert werden.

Ist die Schädigung noch nicht sehr ausgeprägt, kann Ihnen der Arzt eine Schiene für die Nacht empfehlen. So wird das Abknicken im Schlaf verhindert, und der Nerv kann sich gegebenenfalls wieder erholen. Auch NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen haben eine abschwellende Wirkung und können zu einer Besserung der Symptome führen. Akut kann auch eine Injektion mit Kortison zu einer Linderung führen. Sie sollte aber die Ausnahme sein, da bei Injektionen immer das Risiko einer Infektion gegeben ist. Ausserdem bergen häufige Kortisoninjektionen die Gefahr, dass Gewebe geschädigt wird. Möchten Sie das Kribbeln endgültig loswerden oder ist die Schädigung schon weit fortgeschritten, so wird Ihnen Ihr Arzt zu einer einfachen Operation raten. Dabei wird das einengende Bindegewebsband durch einen kleinen Schnitt durchtrennt – minimalinvasiv oder als offene Operation. Anschliessend hat der Nerv wieder mehr Platz im Tunnel und das Kribbeln ist weg. Die Operation kann ohne Probleme in lokaler Betäubung durchgeführt werden.

 

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