Krebserkrankte Frau steht im Wald bei Sonnenlicht.

Krebs: Die Diagnose und wie die Krebsliga unterstützt

Jährlich findet am 4. Februar der Weltkrebstag statt. Er sensibilisiert, schafft Bewusstsein und macht aufmerksam: auf ein Thema, von dem die meisten Menschen direkt oder indirekt betroffen sind.

   Kurz und einfach

Viele Menschen sind von Krebs betroffen.
Die Krebsliga hilft diesen Menschen.
Man kann dort anrufen: 0800 11 88 11.

 

Diagnose Krebs: Jährlich gibt es 45'000 neue Krebsfälle in der Schweiz. Die «Überlebensrate fünf Jahre nach der Diagnose» liegt bei 67 %, das heisst 67 % der Krebserkrankten leben fünf Jahre nach der Diagnose noch. 17'200 Sterbefälle pro Jahr sind auf Krebs zurückzuführen. (Stand 12/2022, Quelle: Krebsliga)

Das sind die blossen Fakten. Was die Diagnose Krebs für die Betroffenen und ihre Angehörigen bedeutet, lässt sich nicht in Zahlen darstellen. Im Wechselbad von Fragen, Ängsten, Sorgen, Hoffnung und Zweifeln müssen Krebserkrankte wichtige Entscheidungen treffen: zur Therapie, zur Behandlung, zu ihrer Zukunft.

Die Diagnose Krebs verändert das Leben der Betroffenen und ihres Umfelds. Sie stellt das bisherige Leben auf den Kopf und die Lebensplanung infrage. Was wird aus meinem Job? Was wird mit den Kindern? Werde ich meine Haare verlieren? Was wird der Krebs aus mir machen? Werde ich überleben? Wird mein Leben nach dem Krebs gleich wie vor dem Krebs?

In dieser herausfordernden Situation unterstützt die Krebsliga. Seit 112 Jahren begleitet und berät sie Krebsbetroffene, deren Angehörige und alle Menschen, die mit der Erkrankung in Berührung kommen.

Die Krebsliga bietet Hand, mit der Diagnose und allen Folgen, welche die Krebserkrankung mit sich bringt, umzugehen. Mirjam Weber, Leiterin Beratung, Angebote & Bildung und Mitglied der Geschäftsleitung der Krebsliga Schweiz, hat uns mehr über die verschiedenen Bereiche und ihre wertvolle Arbeit erzählt.

 

Die Diagnose Krebs türmt einen Berg von Fragen auf

Mirjam Weber


Brustkrebs, Prostatakrebs, Leukämie, Hautkrebs, Lungenkrebs … um welche Art von Krebs es sich auch handelt, die Diagnose wirft viele Fragen auf. Die häufigsten Fragen, welche an die Krebsliga herangetragen werden, lassen sich grob drei Bereichen zuordnen.

«Zum einen geht es um Medizinisches. Die Fragen bewegen sich rund um die Diagnose, die Krebsart, um Therapien, Medikamente und Nebenwirkungen. Aber ebenso gelangen Menschen mit Fragen zur Krebsprävention an uns: Wie kann ich vorbeugen? Welche Vorsorgemöglichkeiten gibt es?», berichtet Mirjam Weber.

Den grössten Bereich nehmen jedoch die Fragen rund um das Leben mit Krebs und nach dem Krebs ein: Wie sage ich es meinen Kindern, der Familie, Freundinnen und Freunden, dem Arbeitgeber? Wenn mein Lebensende naht, was muss ich regeln? Wie gehe ich mit der Angst vor dem Rückfall um, dem sogenannten Rezidiv? Mit diesen und anderen drängenden Fragen wenden sich Menschen an die Krebsliga.

«Manche Fragen finden keinen Raum innerhalb der Familie. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem die Betroffenen oder ihre Angehörigen all diese schwierigen Themen besprechen wollen.»

Im dritten Bereich dreht sich alles rund um finanzielle und rechtliche Fragen, zum Beispiel zu den Leistungen der Sozialversicherungen: von zusätzlichen krankheitsbedingten Kosten, die nicht übernommen werden, über Arbeitsrecht, Krankentaggeld bis zu den Leistungen der IV. Manche Fragen rechtlicher Art treten erst Jahre später auf, denn eine Krebserkrankung wirkt lange nach.

Begleitung bei Krebs: ein offenes Ohr für alle

Ob Erkrankte, Angehörige, Freundinnen und Freunde aus dem Umfeld, Arbeitgeber oder Fachpersonen, die mit Krebserkrankten zu tun haben: Die Krebsliga ist für alle da.

«Über unser Krebstelefon melden sich zur Hälfte Betroffene, zur Hälfte Familienangehörige», erklärt Mirjam Weber. «Eine typische Situation ist der Arztbesuch. Der Patient oder die Patientin geht allein hin, traut sich jedoch nicht nachzufragen, wenn etwas nicht richtig verstanden wird. Oder sie werden sich der Fragen erst nach dem Arztbesuch bewusst», so Mirjam Weber. «In der Schweiz haben wir eine sehr gute medizinische Versorgung, jedoch wird den Angehörigen und ihren Bedürfnissen oft wenig Raum geboten. Die Fragen der Angehörigen drehen sich ebenso um die erwähnten drei Bereiche – Medizinisches, das Leben mit und nach Krebs sowie Rechtliches und Finanzielles –, jedoch mit anderem Fokus. Sie versuchen, das Vakuum an Informationen zu füllen, weil sie zum Beispiel beim Arztbesuch nicht dabei waren. Sie fragen sich, wie ihnen der Spagat zwischen Beruf, Alltag und Betreuungsaufgaben gelingen soll. Oder wie lange sie von der Arbeit wegbleiben dürfen. Dann haben sie natürlich genau wie die Betroffenen mit Zukunftsängsten und Sorgen zu kämpfen.»
 

 
  
Im Gesundheitskompass finden Sie Checklisten und wertvolle Tipps, wie Sie sich auf Ihren Arztbesuch vorbereiten können. Davon profitieren sowohl Sie als auch Ihre behandelnden Ärzte.
 


Die Krebsliga: auf vielen Kanälen erreichbar

Als nationale erste Anlaufstelle zum Thema Krebs ist die Krebsliga auf vielen Kanälen erreichbar. Die regionalen und kantonalen Krebsligen bieten überall in der Schweiz umfassende Beratungsangebote sowohl in den Beratungsstellen vor Ort als auch am Krankenbett in vielen Spitälern.

Zudem ist das nationale Beratungsangebot «Krebstelefon» von Montag bis Freitag telefonisch, per Videotelefonie, per E-Mail oder Chat über die Website erreichbar und das auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch – schriftlich seit dem Kriegsausbruch auch auf Ukrainisch und Russisch. Das Beratungsangebot leistet ein Team aus Pflegefachpersonen mit Zusatzausbildung in Psychologie, Psychoonkologie und Sozialarbeit.

«Am häufigsten kontaktieren Krebsbetroffene oder Angehörige das nationale Angebot per Telefon. Der Weg via E-Mail wird ebenfalls gerne genutzt. Die Beratung per E-Mail geht fachlich oft tiefer und die Bearbeitungszeit dauert insgesamt länger. Jede Antwort durchläuft bei uns das Vier-Augen-Prinzip.»

Für jüngere Menschen wurde der Live-Chat eingeführt. Inzwischen hat er sich in allen Altersgruppen etabliert. «Der Chat funktioniert sehr gut. Per Chat werden teilweise Tabu-Themen wie Sexualität und Krebs oder Sterben und Tod eher angesprochen als live oder am Telefon. Er wird zum Beispiel auch von Erkrankten in Palliativsituationen genutzt. Auf diesem Weg können wir sie ein Stück weit begleiten.»

Darüber hinaus bietet das Krebsforum einen Raum, sich untereinander in der Community auszutauschen. «Unsere digitalen Angebote haben in den letzten Jahren zugenommen und wir werden weiter darin investieren», so Mirjam Weber. Das Krebstelefon, der Chat und die E-Mail-Beratung sind montags bis freitags jeweils von 10 bis 18 Uhr besetzt.

Krebstelefon
Anna Zahno, Leiterin Krebstelefon, Foto ©Krebsliga

Leben mit Krebs

«Die Diagnose bedeutet für alle ein Schockmoment. Sie stellt das Leben auf den Kopf. Man rechnet nicht damit, dass es einen trifft», berichtet Mirjam Weber. «Es stellen sich Unmengen an Fragen. In dieser Phase helfen wir dabei, erst einmal zu ordnen und zu beruhigen.»

Den einen Krebs gibt es nicht, je nach Art und Behandlung wirkt er sich ganz unterschiedlich auf das Leben aus. Doch das Loch, das sich nach der Krebsdiagnose auftut, ist tief. «Meistens wenden sich die Menschen in der akuten Phase und in der Phase nach erfolgter Behandlung an uns. Wir wollen das Wissen über Krebs für alle zugänglich machen. Dies hilft Betroffenen, ihre Krankheit besser zu verstehen und letztlich auch zu bewältigen.»

Deshalb bietet die Krebsliga neben den Beratungsangeboten auch über 200 Publikationen an. «Unsere Krebsbroschüren in Deutsch, Französisch und Italienisch berücksichtigen alle Krebsarten, auch sehr seltene Erkrankungen. Sie nehmen auch Themen wie Krebsprävention, Krebsbehandlung oder Themen aus dem Bereich ‹Leben mit Krebs›, zum Beispiel Pflege von Angehörigen oder Umgang mit Krebs für Arbeitgeber, auf. Die Publikationen werden alle drei Jahre aktualisiert und stehen sowohl gedruckt als auch in digitaler Form zur Verfügung.»
 

Leben nach der Krebserkrankung

Krebs entwickelt sich zu einer chronischen Krankheit. Je nach Art, Stadium und Verlauf bestehen heute bessere Chancen als früher, geheilt zu werden. «Die Betroffenen gelten als geheilt, sind aber nicht gesund. Das führt zu neuen Problemen. Insbesondere, wenn im Umfeld davon ausgegangen wird, dass jetzt ‹alles wieder normal ist› oder die Geheilten hohe Erwartungen an sich selbst stellen», erklärt Mirjam Weber. «Doch das funktioniert nicht auf Knopfdruck, da gibt es keinen Schalter, der einfach umgelegt werden kann. Eine geheilte Krebserkrankung kann auch Jahre später nachwirken. Das wird zukünftig eine grosse Herausforderung, denn die Betroffenen denken nicht mehr daran, dass ihre Symptome damit zu tun haben und sie sich Hilfe holen können.»

2030 wird es in der Schweiz voraussichtlich rund eine halbe Million sogenannte «Cancer Survivors», geheilte Krebserkrankte, geben. «Es bedarf langfristiger Angebote, um diese Menschen zu unterstützen. Später auftretende psychische oder somatische Folgen, wie zum Beispiel Organschäden oder der ‹cancer-related Fatigue›, einer speziellen Form von Müdigkeit, werden oft nicht mit einer lange zurückliegenden Krebserkrankung in Verbindung gebracht. Die Krebsliga versteht sich als Navigator. Sie unterstützt dabei, den Behandlungsbedarf zu erkennen und vorhandene Angebote zu koordinieren, damit die Betroffenen, den für sie richtigen Weg wählen können.»

Geheilt, aber nicht gesund: Das gilt es, für sich anzunehmen. Auf dem Weg zurück zur neuen Normalität ist es wichtig, ein Bewusstsein für sich zu finden, Hilfe in Anspruch nehmen, das Umfeld zu sensibilisieren und sanft in den Alltag zurückzukehren.
 

Neue Peerplattform für den Austausch mit Betroffenen

Seit Oktober 2022 besteht eine neue Peerplattform. Hier können sich Betroffene mit Betroffenen austauschen: unkompliziert und im geschützten, betreuten Umfeld. Die Menschen, die als Peer auf dieser Plattform zur Verfügung stehen, sind alle Expertinnen und Experten: Sie wissen aus eigenen Erfahrungen, was die Diagnose Krebs bedeutet, kennen die Ungewissheit, die Fragen und Sorgen, aber auch die Wege, wie sie wieder zu Kräften kamen. Wer mit einem Peer Kontakt aufnehmen möchte, füllt einfach das Formular auf der Website aus und findet so die passende Person.

«Uns war es wichtig, Betroffenen eine andere Ebene der Unterstützung anzubieten. Die Peers haben das alles selbst durchgemacht. Über unsere Plattform stellen wir die Kontakte her. Unsere Peers werden von uns betreut. Denn Peerarbeit kann mit sich bringen, sich mit vergangenen Erlebnissen nochmals auseinandersetzen zu müssen.»
 

Krebs vorbeugen: Prävention und Vorsorgeuntersuchungen

Einen hohen Stellenwert nimmt die Krebsvorsorge ein. Die Präventionsarbeit richtet die Krebsliga am «Europäischen Codex zur Krebsprävention» aus. Etwa 40 % der Krebserkrankungen wären durch günstige, gesunde Lebensführung vermeidbar. Allein 18 Krebsarten sind auf das Rauchen zurückzuführen. Mit ihrem Rauchstopp-Programm hat die Krebsliga bereits tausende Menschen beim Rauchstopp begleitet.
 

Weltkrebstag: Versorgungslücken schliessen

«Close the Care Gap», Versorgungslücken schliessen, lautet 2023 das weltweite Motto zum Weltkrebstag. Die Krebsliga hat dazu verschiedene Aktivitäten geplant.

«Ein Thema, auf das wir unter anderem aufmerksam machen möchten, sind die sogenannten Screeningprogramme. Das sind systematische Früherkennungsprogramme», erklärt Mirjam Weber. «Screeningprogramme zur Brust- oder Darmkrebsfrüherkennung werden kantonal lanciert. Menschen, die in dem Kanton wohnen und im entsprechenden Alter sind, werden eingeladen, am Screeningprogramm teilzunehmen. Wer dies wahrnimmt, muss für die Untersuchung keine Franchise zahlen. Noch bieten nicht alle Kantone Programme an – dies fördert gesundheitliche Ungleichheit. Wir setzen uns dafür ein, dass der Zugang zu Früherkennung niederschwellig und chancengerecht wird in der ganzen Schweiz.»

Eine Übersicht, welche Kantone Screeningprogramme anbieten, finden Sie auf der Website von Swiss Cancer Screening.

  Welche Vorsorgeuntersuchungen sind sinnvoll?

Das medizinische Angebot für Vorsorgeuntersuchungen ist gross. Für Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören, gelten andere Empfehlungen als für gesunde Frauen und Männer ohne Beschwerden. Welche sind für Sie persönlich sinnvoll? Das Team des Gesundheitskompass berät Sie gerne:

+41 41 228 09 94
gesundheitskompass@concordia.ch

Für CONCORDIA-Versicherte ist diese Dienstleistung kostenlos.