Kreuzallergien: ein Fall für concordiaMed
Der Apfel aus dem Garten der Nachbarin schmeckt Frau B. hervorragend. Doch kurz nachdem sie ihn gegessen hat, juckt es in ihrem Mund und ihre Zunge brennt unangenehm. Im aktuellen Fall von concordiaMed geht es um sogenannte Kreuzallergien. Haben auch Sie eine medizinische Frage? concordiaMed, die 24-Stunden-Gesundheitsberatung der CONCORDIA, ist telefonisch rund um die Uhr für Sie da. In unserer Serie stellen wir Ihnen Fälle aus der Praxis vor.
Frau B., 32 Jahre, ruft am Sonntagnachmittag bei concordiaMed an: Seit etwa einer Stunde juckt es in meinem Mund sehr unangenehm und meine Zunge brennt. Ich frage mich, ob ich auf etwas allergisch reagiere.
Fachberaterin concordiaMed: Haben Sie denn etwas gegessen, bevor das Jucken angefangen hat?
Frau B: Ja, einen Apfel, den mir meine Nachbarin aus ihrem Garten geschenkt hat. Ich esse sonst nie Äpfel.
Fachberaterin: Sind Ihre Lippen und Ihre Zunge geschwollen? Oder Ihr Gesicht?
Frau B: Nein, es ist nichts geschwollen.
Fachberaterin: Haben Sie vielleicht einen Ausschlag oder ähnliches auf der Haut festgestellt?
Frau B: Nein, die Haut ist normal.
Fachberaterin: Atemnot haben Sie keine?
Frau B: Ich spüre nichts davon.
Fachberaterin: Leiden oder litten Sie an einer anderen Allergie?
Frau B: Ja. Als Kind und Jugendliche hatte ich immer im Frühling Probleme mit laufender Nase und brennenden Augen. Das hat inzwischen etwas nachgelassen. Ein Allergietest hat damals ergeben, dass ich gegen Pollen, also vor allem Hasel-, Erle- und Birkenpollen, allergisch bin. Seitdem nehme ich gelegentlich abschwellende Schnupfensprays oder, wenn es ganz schlimm wird, auch einmal eine Tablette, so ein «Antihistaminikum», das mir mein Hausarzt gegeben hat. Aber mit Nahrungsmitteln hatte ich bisher nie Probleme.
Fachberaterin: Sie sagten, Sie essen normalerweise nie Äpfel – wie kommt das?
Frau B: Das weiss ich eigentlich auch nicht so genau. Schon als ich ein Kind war, hat mir meine Mutter nie Äpfel zum Essen gegeben. Ich muss sie mal fragen, warum.
Fachberaterin: So wie Sie mir die Situation schildern, könnte Ihre Vermutung einer allergischen Reaktion durchaus zutreffen. Genauer gesagt, könnte es eine sogenannte Kreuzallergie sein. Diese kann auftreten, wenn das Immunsystem nicht nur die Eiweisse aus den Pollen als gefährlich erkennt und bekämpft, sondern plötzlich auch die ähnlich aufgebauten Eiweisse anderen Lebensmitteln, zum Beispiel Äpfeln. Aufgrund der geschilderten Symptome ist Ihre Reaktion aber relativ leicht und noch nicht alarmierend. Nehmen Sie jetzt am besten eine Tablette des Antihistaminikums und beobachten Sie den Verlauf. Das Jucken und Brennen sollte innert ein paar Stunden abklingen. Wenn die Symptome schlimmer werden, Ihnen sogar übel wird oder Sie erbrechen müssen, melden Sie sich bitte wieder bei uns.
Frau B: Kann ich sonst noch etwas tun?
Fachberaterin: Vermeiden Sie im Moment, Äpfel zu essen und konsultieren Sie in den nächsten Tagen Ihren Arzt. Er kann feststellen, ob es sich tatsächlich um eine Kreuzallergie handelt und Ihnen Behandlungsoptionen aufzeigen. Er kann Sie dann auch gezielt instruieren, wie Sie sich im Falle einer erneuten Reaktion verhalten sollten oder Ihnen gegebenenfalls ein Notfallset für den Akutfall geben.
Frau B: Vielen Dank für die gute Beratung.
Wie entsteht eine allergische Reaktion?
Bei einer Allergie reagiert das menschliche Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose Stoffe. Es ordnet Eiweisse, zum Beispiel von Pollen, Tieren, Hausstaubmilben oder ähnliches, als «gefährlich» ein. Der Organismus reagiert auf die vermeintliche Gefahr und setzt über seine Zellen den Botenstoff Histamin frei. Das Histamin bewirkt die allergische Reaktion, die sich in unterschiedlichen Symptomen zeigen kann: Die Haut juckt oder die Augen jucken. Die Nase läuft, Sie müssen niesen oder Ihre Atemwege verengen sich. Allergien und ihre Symptome können sich im Laufe des Lebens verändern. So kann aus Heuschnupfen zum Beispiel Asthma werden, man nennt dies auch «Etagenwechsel».
Wie kommt es zu Kreuzallergien?
Rund 70 % aller Menschen, die auf Pollen allergisch reagieren, leiden an sogenannten Kreuzallergien (Kreuzreaktionen) mit bestimmten Nahrungsmitteln. Die Eiweissstrukturen dieser Nahrungsmittel sind denen der Pollen ähnlich. Der Körper kann sie nicht von den Pollen unterscheiden und reagiert auf sie. Die Beschwerden sind bei einer Kreuzallergie zwar unangenehm, bleiben aber meistens leicht. Sie äussern sich vor allem in Juckreiz, Rötungen oder leichten Schwellungen im Mund- und Rachenbereich.
Bekannte Kreuzallergien sind
- Allergie: Birkenpollen
Mögliche Kreuzallergien: Kern- und Steinobst (Äpfel, Birnen, etc.) sowie Nüsse - Allergie: Beifusspollen
Mögliche Kreuzallergien: Sellerie, Karotten, Fenchel, Petersilie, Pfeffer, etc. - Allergie: Hausstaubmilben
Mögliche Kreuzallergien: Meeresfrüchte, Hummer, Schnecken - Allergie: Latex
Mögliche Kreuzallergien: Avocados, Kiwis, Bananen, Marroni - Allergie: Vogelfedern
Mögliche Kreuzallergien: Hühnerei
Allergien behandeln: Medikamente
Bei Antihistaminika handelt es sich um Substanzen, welche Histamin-Rezeptoren im Körper besetzen. Das von den Zellen freigesetzte Histamin kann nicht an die blockierten Rezeptoren andocken und damit seine Wirkung nicht entfalten. Medikamente mit antihistaminischen Substanzen gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen: von Tropfen über Tabletten bis hin zu gezielten lokalen Anwendungen in Form von Augentropfen oder Nasenspray. Im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen wie zum Beispiel Müdigkeit lesen Sie bitte die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Allergien behandeln: Desensibilisierung
Bei einer Desensibilisierung, auch Hyposensibilisierung genannt, handelt es sich um eine Langzeit-Therapie, welche die Ursachen der Allergie bekämpft. Nicht jede Allergie kann desensibilisiert werden. Die Therapie wird vor allem bei Pollenallergie, Hausstaubmilbenallergie, allenfalls bei Tierallergie und Schimmelpilzallergie angewandt. Absolut zu empfehlen, da unter Umständen lebensrettend, ist sie bei einer Allergie auf Insektengifte von Bienen oder Wespen.
Der Körper soll sich schrittweise an das Eiweiss, das er als gefährlich einstuft, gewöhnen und einen immunologischen Schutz aufbauen. Bei der Therapie wird dem Patienten das Allergen in steigender Dosierung unter die Haut gespritzt oder als Tabletten oder Tropfen unter die Zunge gelegt. Eine erfolgreiche Desensibilisierung kann dazu führen, dass die Beschwerden gar nicht mehr oder nicht mehr stark auftreten.
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, welche Therapien für Sie geeignet sind.
Die häufigsten Allergien
Die Pollenallergie gehört in Europa zu den häufigsten allergischen Erkrankungen. Betroffene reagieren auf Pollen von Bäumen, Gräsern oder auch Kräutern. In unserem Ratgeber finden Sie wertvolle Tipps für Pollenallergiker.
Bei den Tierhaarallergien kommen am häufigsten Reaktionen auf Pferde, Katzen, Hunde und Nagetiere vor. Wer sich ein Haustier anschaffen möchte, sollte dies vorab bedenken. Denn die tierischen Lieblinge wachsen schnell ans Herz.
Als Kontaktallergie bezeichnet man eine allergische Reaktion, die durch den direkten Kontakt des Allergens mit der Haut ausgelöst wird. Häufig vorkommende Kontaktallergene sind zum Beispiel Nickel, Duftstoffe oder Latex. Die Haut reagiert auf das Allergen mit Rötungen, juckendem bis hin zu entzündetem Ausschlag (Ekzem). Erfahren Sie im Ratgeber, was Sie bei einer Kontaktallergie tun können.