Steine in der Niere
Unerträgliche Schmerzen in der rechten Flanke? Auslöser dafür können winzige Nierensteine sein. Erfahren Sie, was Sie bei einer akuten Nierenkolik tun können und was der Arzt macht.
Normalerweise haut Sie nichts so schnell um, aber die Schmerzen, die Sie seit gestern in der rechten Flanke haben, sind unerträglich. Die üblichen Schmerzmittel helfen nicht. Nierenkoliken gehören zu den stärksten Schmerzen, die man bekommen kann – am häufigsten sind Männer betroffen. Sie sind wellenartig, strahlen von der betroffenen Flanke in Rücken und Unterleib aus und werden als vernichtend erlebt. Zusätzlich kann Übelkeit und Erbrechen hinzukommen. Dabei sind die Auslöser winzig klein: Die Übeltäter haben oft nur einen Durchmesser von wenigen Millimetern. Gelangen sie aber vom Nierenbecken, wo sie entstehen, an eine Engstelle im Harnleiter, kommt es zum Stau. Die Muskulatur des Harnleiters versucht, den Stein loszuwerden, verkrampft dabei immer mehr, und die anfangs leichten Schmerzen werden zu einer heftigen Schmerzattacke. Grund für die Steinbildung in der Niere ist die Zusammensetzung des Urins. Wenn sich bestimmte Substanzen – etwa Kalzium, Phosphat, Oxalat oder Harnsäure – in zu hoher Konzentration im Nierenbecken befinden, bilden sich Steine. Verschärft wird die Situation, wenn Sie zu wenig trinken oder im Sommer oder beim Sport viel Flüssigkeit durchs Schwitzen verlieren.
DAS KÖNNEN SIE SELBST TUN
Werden Sie von einer akuten Nierenkolik heimgesucht, sind die Schmerzen meist so stark, dass Sie eine Schmerztherapie vom Arzt benötigen. Allerdings können NSAR (nichtsteoridale Antirheumatika) wie Ibuprofen oder Diclofenac aus Ihrer Hausapotheke erste Linderung verschaffen. Die weitere Behandlung übernimmt dann Ihr Arzt.
Haben Sie die Schmerzattacke überstanden und ist der Stein entfernt, möchten Sie dieses Erlebnis sicher in Zukunft verhindern. Die schlechte Nachricht zuerst: Hatten Sie einen Stein, so ist die Wahrscheinlichkeit für weitere Steine und schmerzhafte Koliken erhöht. Aber Sie können einiges tun, um die erneute Steinbildung zu vermeiden:
• Trinken Sie mindestens zwei Liter Flüssigkeit verteilt über den Tag. Besonders im Sommer und beim Sport sollten Sie ausreichend trinken. Verzichten Sie auf grosse Mengen Bier und andere Alkoholika, zuckerhaltige Limonaden, Cola, Kaffee und schwarzen Tee.
• Haben Sie Harnsäuresteine – dies wird durch die Analyse der Steinzusammensetzung festgestellt –, so haben Sie meistens erhöhte Blutharnsäurewerte. Diese sollten Sie durch eine Ernährungsumstellung (siehe Beitrag «Gicht») senken. Möglicherweise benötigen Sie Medikamente, um eine ausreichende Harnsäuresenkung zu erreichen.
• Sind bei Ihnen Kalziumoxalatsteine gefunden worden, so sollten Sie auf Nüsse, Spinat, grünen Tee und schwarze Schokolade verzichten, da diese hohe Mengen an Oxalat enthalten. Übrigens: Oxalatsteine werden durch ausreichend Kalziumzufuhr verhindert. Darum sollten Sie bei Oxalatsteinen täglich mindestens 1000 mg Kalzium zu sich nehmen. Hilfreich dabei kann bereits die richtige Wahl des Mineralwassers sein. Hinweise finden Sie unter www.mineralwasser.ch.
• Reduzieren Sie Ihre Kochsalzzufuhr: fünf Gramm pro Tag sind genug.
Wenn Sie dies beachten, haben Sie gute Chancen, in Zukunft steinfrei zu bleiben.
DAS MACHT DER ARZT
Die Frage Arztbesuch oder Selbsttherapie stellt sich bei einer ausgewachsenen Nierenkolik gar nicht. Die Schmerzen sind meistens nur durch intravenöse Schmerzmittel und muskelentspannende Mittel erträglich. Sind die Schmerzen unter Kontrolle, kann bei Steinen, die kleiner als sechs Millimeter sind, auf ein spontanes Abgehen aus dem Harnleiter gewartet werden. Viel Bewegung, Hüpfen und Springen können den Abgang beschleunigen. Bei Steinen über sechs Millimeter ist dies eher unwahrscheinlich.
Ist der Harnleiter durch den Stein verstopft, muss dafür gesorgt werden, dass der Harn abfliesst, da sonst auch das Nierenbecken durch den ansteigenden Druck in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Dazu wird häufig eine Harnleiterschiene eingelegt, die von Nierenbecken bis Harnblase reicht. Diese verbleibt so lange im Körper, bis der Stein entfernt worden ist. Nachgewiesen wird der Stein durch Ultraschall oder Röntgen bei gleichzeitiger Kontrastmittelgabe.
Prinzipiell gibt es zwei Wege, die störrischen Steine wieder loszuwerden: Entweder man entfernt sie mithilfe eines Endoskops, welches durch die Harnröhre über die Blase bis in den Harnleiter und zum Stein geführt wird. Dann kann dieser entfernt werden. Letzteres geschieht mit einem Körbchen oder einer Zange. Ist der Stein zu gross, wird er zertrümmert (Stosswellen, Laser, Ultraschall). Anschliessend werden die Einzelstücke entfernt. Oder aber der Stein wird von aussen mit speziellen akustischen Stosswellen (ESWL = Extrakorporale Stosswellen-Lithotripsie = Steinzertrümmerung von ausserhalb des Körpers) zerschossen. Der Vorgang muss manchmal mehrmals wiederholt werden, bis die Steine klein genug sind.
Um eine Infektion zu vermeiden, werden Sie begleitend mit Antibiotika behandelt.