Schwimmen und baden, aber sicher!
In der Schweiz gab es 2020 insgesamt 46 Ertrinkungsfälle, darunter vier Kinder. In diesem Artikel erfahren Sie, worauf Sie im und am Wasser achten sollten.
Kurz und einfach
Schwimmen können schützt nicht vor Ertrinken.
Offene Gewässer und Bäder haben besondere Risiken.
Kinder sollten nur begleitet ans Wasser gehen.
Sie müssen immer beaufsichtigt werden.
Die Sonne scheint, die Temperaturen klettern nach oben. Der Sommer lädt zum Baden und Schwimmen ein. Ob See, Badi oder das heimische Planschbecken: Das kühle Nass ruft! Auf geht es mit der ganzen Familie. Damit es beim Spass bleibt, behalten Sie Ihre Sprösslinge immer im Auge und vor allem die Kleinen in Griffnähe. Lassen Sie Ihre Kinder nur begleitet ans Wasser, auch wenn sie schon schwimmen können.
Ertrinken ist eine ständige Gefahr
«Schwimmen können schützt nicht vor Ertrinken», warnt Christoph Müller, bei der BFU – Beratungsstelle für Unfallverhütung zuständig für das Schwerpunktprogramm «Ertrinken / Wasser». Im Interview berichtet er, wo am und im Wasser Gefahren liegen und wie Sie diesen vorbeugen können.
Herr Müller, wer ist besonders gefährdet in der Schwimm- und Badesaison?
Es sind vor allem junge Männer im Alter von etwa 20 bis 29 Jahren. Die Gründe können wir statistisch leider nicht herleiten. Es wird vermutet, dass Alkoholkonsum einen wesentlichen Einfluss hat. Weiter können eine falsche Einschätzung von Gefahren und die Selbstüberschätzung eine Rolle spielen, besonders wenn die Männer in der Gruppe unterwegs sind.
Schwimmbad oder offenes Gewässer: Worauf ist zu achten?
In offenen Gewässern eine Auftriebshilfe mitführen und sich gegen Kälte schützen – zum Beispiel mit einem Neoprenanzug – und nicht mit leerem Magen schwimmen. Wer mit dem Boot unterwegs ist, sollte eine Rettungsweste tragen, auch als Erwachsener. Wenn Sie ins kalte Wasser fallen, sich vielleicht noch den Kopf anschlagen, ist die Rettungsweste überlebenswichtig. Für Kinder bis zwölf Jahre schlägt die BFU ein Trageobligatorium vor. In der Badi liegt die Aufsichtspflicht in erster Linie bei den Eltern oder den verantwortlichen Betreuungspersonen.
Ist es heute keine Selbstverständlichkeit mehr, schwimmen zu lernen?
Nicht alle Kinder lernen von Zuhause aus schwimmen. Schwimmschulen haben Zulauf, decken jedoch nur einen gewissen Teil ab. Nicht alle Schulen haben ein Schwimmbad in der Nähe, oder sie haben zu wenig «Wasserzeit». Die Aufgabe, den Kindern das Schwimmen beizubringen, teilen sich Eltern und Schule gemeinsam.
Ganz wichtig: Schwimmen können alleine schützt nicht vor Ertrinken! Es gilt auch, mögliche Gefahren, zum Beispiel starke Strömung oder kaltes Wasser, und das eigene Können richtig einzuschätzen. Wasserkompetenz geht über das «Sich-im-Wasser-vorwärts-bewegen» hinaus, zum Beispiel mit dem Wasser-Sicherheits-Check WSC. Diesen können Schülerinnen und Schüler in Schulen oder Schwimmschulen absolvieren.
Was ist darüber hinaus speziell mit Kindern wichtig für die Sicherheit im und am Wasser?
Achten Sie auf Ihre Kinder, auch wenn sie bereits den Wasser-Sicherheits-Check bestanden haben. Behalten Sie Kleinkinder in Griffnähe, maximal zwei bis drei Schritte entfernt. Lassen Sie sich nicht durchs Mobile oder einen Plausch mit Bekannten ablenken.
Auch flache Gewässer wie ein kleiner Gartenteich bergen für Kleinkinder eine Gefahr. Empfehlungen, wie Sie Kleingewässer sichern können, finden Sie in unserem Ratgeber.
Schwimmen lernen
Für Spass sowie Sicherheit am und im Wasser spielt das Schwimmen eine grundlegende Rolle. Nicht jedes Kind hat Freude am Nass. Nicht alle Eltern haben selbst jemals schwimmen gelernt. Caroline von Allmen, Leiterin Kinderschwimmen in der smallFoot Schwimmschule erzählt, wie sie in den Kursen damit umgehen.
Frau von Allmen, ab welchem Alter können Kinder schwimmen lernen?
Es ist die Frage wie Sie schwimmen definieren. Dreijährige können sich in einer Wassertiefe, in der sie stehen können, im Wasser schwimmend ein paar Meter vorwärts bewegen. Vierjährige können noch nicht sicher schwimmen, jedoch die Schwimmbewegungen motorisch realisieren. Wir bieten Kinderschwimmen ab vier Jahren an. In dem Alter steht im Mittelpunkt, die Kinder an das Wasser zu gewöhnen. Schwimmen lernen die Kinder dann ab circa fünf Jahren.
Wie gehen Sie mit Angst vor dem Wasser um?
Das ist ein grosses Thema bei uns. Wir probieren, die Kinder spielerisch und kindgerecht an das Wasser heranzuführen. Wenn sie ohne Zwang mit der Angst umgehen, machen die Kinder Fortschritte. Wir fragen bei den Eltern nach, wie sie zuhause mit der Angst zurechtkommen. Und ob das Kind etwas erlebt hat, das zu dieser Angst führte. Manchmal haben die Eltern selbst Angst vor Wasser oder können nicht schwimmen. Eltern sind für die Kinder das Vorbild. Tauchen Mama oder Papa nicht mit dem Kopf unter Wasser, weil sie es nicht mögen oder die Haare nicht nass haben wollen, schaut sich das Kind das Verhalten bei den Eltern ab.
Dürfen die Eltern bei den Kursen dabei sein?
Unsere Kurse richten sich an verschiedene Altersgruppen. Am Babyschwimmen und bei den Kleinkind-Kursen bis vier Jahren nimmt immer eine erwachsene Begleitperson teil. Das können die Eltern, Grosseltern, Gotte oder Götti sein. Im regulären Kinderschwimmkurs sind die Eltern nicht mehr dabei; auch nicht am Beckenrand. Es ist uns wichtig, dass die Kinder nicht abgelenkt werden. Wir bieten einen Kinderschwimmkurs explizit mit Elternbegleitung an. Dieser ist für Kinder, die sich noch nicht getrauen, sich von den Eltern abzulösen.
Welche Qualifikation haben die Lehrpersonen, welche die Kurse durchführen? Alle unsere Swim Coaches sind im Besitz des SRLG Brevet Pool Plus. Ohne ein aktuelles Brevet wird nicht unterrichtet. Neben diesem haben die Swim Coaches verschiedene Ausbildungen. Wir haben viele ehemalige Wettkampfschwimmer sowie Lehrpersonen, welche bei Swimsport oder bei Swiss Swimming ihre Ausbildung absolviert haben. Im Bereich Baby- / Kleinkind- und Kinderschwimmen bilden wir zusätzlich selber Schwimmlehrer und -lehrerinnen aus.
Schwimmen in der Badi oder im See, was gilt es zu berücksichtigen?
Ob in der Badi, im Pool oder im See: Halten Sie sich immer an die Baderegeln der SLRG. Lassen Sie Ihre Kinder nie unbeaufsichtigt, auch wenn sie schwimmen können. Kinder nehmen Gefahren nicht wahr. Sie halten sich nicht immer an das, was man ihnen sagt. Behalten Sie am und im Wasser Kleinkinder immer in Griffnähe.
Die Conci Badi-Tour 2021
Für den sicheren Badespass:
- Behalten Sie Ihre Kinder immer im Auge, die Kleinen in Griffnähe.
- Mal eben auf WhatsApp chatten oder auf Facebook schauen? Lassen Sie sich nicht ablenken. Bei allen Unfällen, bei denen Kinder ertrunken sind, war mangelhafte oder fehlende Aufsicht der verantwortlichen Personen die Hauptursache. Ein Kind kann in weniger als 20 Sekunden untergehen und ertrinken – und das fast immer lautlos.
Weitere Informationen:
BFU – Beratungsstelle für Unfallverhütung
smallFoot – die Schwimmschule