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WAS TUT DER ARZT?

Untersuchungstechniken

Arthroskopie, CT, Ultraschall, MRI, Endoskopie, Magenspiegelung: Es gibt zahlreiche Untersuchungstechniken. Erfahren Sie, was der Arzt bei den Untersuchungen macht.

Körperliche Untersuchung

Trotz der heutzutage vielfältigen technischen Untersuchungsmethoden ist die gründliche körperliche Untersuchung immer noch sehr wichtig. Kombiniert mit einem ausführlichen Gespräch (Anamnese), können viele Krankheiten ausgeschlossen oder festgestellt werden.

Es kann nach folgendem Schema (IPPAF-Schema) vorgegangen werden:

•  I – Inspektion: Betrachtung des Patienten (z. B. Hautfarbe, Haltung)
•  P – Palpation: Abtasten bzw. Befühlen einzelner Körperpartien (z. B. Druckschmerz in der Gallengegend)
•  P – Perkussion: Abklopfen von Körperregionen (z. B. Lunge)
•  A – Auskultation: Abhören von Körperregionen (z. B. Herz, Bauchraum)
•  F – Funktionsuntersuchung: Testen einzelner Körperfunktionen (z. B. Pupillenreflex, Muskelreflexe)

Ausserdem können bei der körperlichen Untersuchung der Blutdruck und der Puls gemessen werden. Die körperliche Untersuchung erfolgt immer am Patienten, der bis auf die Unterwäsche entkleidet ist, und schliesst die Erhebung von aktueller Körpergrösse und Gewicht mit ein.
 

Ultraschall (Sonografie)

Bei der Ultraschalluntersuchung, die fast jeder Arzt durchführen kann, werden mit harmlosen (Ultra-)Schallwellen Bilder – meistens von Organen – erzeugt. Der Ultraschall wird für folgende Untersuchungen eingesetzt:

•  Darstellung aller inneren Organe wie Leber, Niere, Gallenblase, Milz
•  Darstellung von Gefässen
•  Darstellung des Herzens (Echokardiografie)
•  Darstellung der Schilddrüse
•  Darstellung des Brustgewebes

Manche Gewebe können mit dem Ultraschall nicht dargestellt oder beurteilt werden. Dazu gehören Knochen und auch die Lunge. Der Darmultraschall ist Experten vorenthalten und ist keine Standardmethode.

Die Ultraschalluntersuchung hat den Vorteil, dass sie schnell und kostengünstig ist. Allerdings hängt die Aussagekraft sehr von der Übung und Erfahrung des Arztes ab.
 

Endoskopie

Direkte Betrachtung von Körperhöhlen oder -hohlräumen mittels spezieller Schläuche bzw. Röhren (Endoskope), die mit optischen Systemen und einem Kanal für kleinste Arbeitsgeräte wie Zangen, Pinzetten ausgestattet sind. Die Endoskopie wird diagnostisch – Erkennen von Krankheiten, z. B. Magengeschwür – und therapeutisch – Heilen von Krankheiten, z. B. Entfernen eines Darmtumors – eingesetzt.
 

Arthroskopie

Eine Arthroskopie ist eine Endoskopie von Gelenken. Hier ist das Endoskop eine starre Röhre. Zusätzlich werden noch Instrumente in das Gelenk eingeführt. Das Haupteinsatzgebiet der Arthroskopie stellt die Behandlung von Gelenkschäden dar. Alle Gelenke können arthroskopisch untersucht und therapiert werden. Am häufigsten sind Spiegelungen (Arthroskopien) der Kniegelenke, z. B. bei Meniskusschäden, und der Schultergelenke.
 

Magenspiegelung (Gastroskopie)

Bei der Magenspiegelung (Gastroskopie) werden die Speiseröhre (Ösophagus), der Magen (Gaster) und der Zwölffingerdarm (Duodenum) mithilfe eines Endoskops (Gastroskop) untersucht. Dabei können Sie eine Kurznarkose oder Lokalanästhesie bekommen. Leiden Sie unter folgenden Symptomen und Beschwerden, ist eine Gastroskopie sinnvoll:

•  Schluckstörungen unklarer Ursache
•  anhaltendes oder wiederkehrendes Sodbrennen
•  länger anhaltende Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen
•  Verdacht auf Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür
•  Suche nach Magenbakterien (Helicobacter pylori), die ein Magengeschwür verursachen können
•  unklare Blutverluste (Anämie)
•  Auftreten von schwarzem Stuhlgang (Teerstuhl = Blut im Stuhl)
 

Magenspiegelung Magenspiegelung: Der Arzt betrachtet die Schleimhaut auf dem Monitor.

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Dickdarmspiegelung (Koloskopie)

Im Rahmen einer Koloskopie (Dickdarmspiegelung) betrachtet der Arzt mit einem Spezialendoskop (Koloskop) den gesamten Dickdarm (Kolon) vom After bis zum Blinddarm bzw. Coecum mit dem Wurmfortsatz (Appendix), eventuell sogar die letzten Zentimeter des unteren Dünndarmabschnitts (terminales Ileum). Leiden Sie unter folgenden Symptomen und Beschwerden, ist eine Koloskopie sinnvoll:

•  sichtbare Blutungen aus dem After, Blutauflagerungen auf dem Stuhl
•  positiver Hämoccult-Test: Mit diesem Test können geringe Mengen nicht sichtbaren (okkulten) Bluts im Stuhl nachgewiesen werden.
•  Änderung der Stuhlfrequenz wie häufiger Durchfall und/oder Verstopfung
•  anhaltende oder wiederkehrende unklare Bauchbeschwerden
•  unklarer, ungewollter Gewichtsverlust
•  Kontrolle nach Dickdarmoperationen und Polypenabtragungen (gutartige Wucherungen)
•  im Rahmen der Früherkennungsuntersuchung: Darmkrebs und seine Vorstufen (Polypen)

Die Koloskopie wird meistens unter Kurznarkose durchgeführt, sodass Sie selber kaum etwas von der Untersuchung mitbekommen. Ausschlaggebend für gute Untersuchungsbedingungen ist die freie Sicht auf Ihren Darm für den Untersucher. Daher ist die Abführprozedur, durch die der Darm vor der Untersuchung komplett entleert wird, wichtig.

Die Dickdarmspiegelung gehört zu den Krebsfrüherkennungsleistungen. Sie werden von der obligatorischen Krankenkasse bezahlt (siehe Beitrag "Massnahmen der Früherkennung und Prävention").
 

Röntgen

Beim Röntgen wird Körpergewebe (z. B. Knochen, Muskeln etc.) mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Es können innere Organe und Strukturen (beispielsweise Knochen) dargestellt werden. So lässt sich beispielsweise ein Knochenbruch erkennen und beurteilen. Auch die genaue Darstellung von Weichteilen ist heute möglich, zum Beispiel die Brust bei der Mammografie.

Werden Kontrastmittel eingesetzt, lassen sich auch Hohlräume (Darm und Gefässe) mithilfe eines Röntgenbildes beurteilen. Die Erfindung der Computertomografie (CT) – auch ein Verfahren mit Röntgenstrahlen – hat die Möglichkeiten des Röntgens technisch erheblich verfeinert.

Röntgenuntersuchungen sind immer mit einer Belastung des untersuchten Körpers durch ionisierende (radioaktive) Strahlen verbunden. Diese wird dank moderner Technik und durch die Strahlenschutzverordnung so gering wie möglich gehalten.

Die natürliche Strahlenbelastung aus der Umwelt des Menschen liegt zwischen zwei und drei mSv pro Jahr (Sievert [Sv]) bzw. Millisievert [mSv] ist die Einheit, in der die Strahlendosis gemessen wird). Koronarangiografien haben aufgrund der langen Durchleuchtungszeit vergleichsweise hohe Strahlenbelastungen zur Folge (im Durchschnitt 2 bis 5 mSv), bringen dem Patienten aber einen hohen Nutzen (z. B. Wiedereröffnen eines verschlossenen Gefässes).

Röntgenaufnahmen des Brustkorbes oder des Kopfes haben mit ca. 0,4 mSv und 0,1 mSv eine weit geringere Strahlenbelastung.

Eine Schädigung durch Röntgenstrahlen – d. h. eine Schädigung des Erbguts von Zellen, die dann entarten können, also einen Tumor bilden – kann nie ausgeschlossen werden. Es gibt keinen anerkannten Schwellenwert, bei dem der Patient gefahrenfrei geröntgt werden könnte. Vor jeder Röntgenaufnahme muss eine Nutzen-Schaden-Abwägung erfolgen!
 

Computertomografie (CT)

Die Computertomografie, in der Regel kurz CT genannt, ist eine spezielle Form des Röntgens. Man erhält mithilfe eng gebündelter Röntgenstrahlen Schichtbilder des menschlichen Körpers. Bei der Untersuchung dreht sich eine Röntgenröhre kreisförmig um den Patienten. Gegenüber der Röntgenröhre befindet sich ein Empfänger (Detektorsystem), der die durch die Körperstrukturen abgeschwächte Strahlung aufnimmt. Aus den gewonnenen Messdaten errechnet anschliessend ein Computer hochauflösende Schichtbilder. Im Gegensatz zum normalen Röntgen entsteht bei der CT ein dreidimensionales, sehr detailliertes Bild der aufgenommenen Körperregion. Einzelne Organe lassen sich komplett bildlich darstellen und krankhafte Veränderungen der Organe oder Tumoren in ihrer Ausdehnung erkennen.

Bei der Spiral-Computertomografie wird der Patient während der Untersuchung kontinuierlich automatisch nach vorne geschoben. Durch diese Technik ist eine schnellere Untersuchung von Körperabschnitten möglich, was bei der Diagnostik bewegter Organe (Herz, Lunge) von Vorteil ist.

Die modernste Art der CT-Bilderzeugung ist die Vielschicht-Computertomografie (Multislice-Spiral-CT). Dabei wird pro Röhrenumlauf nicht nur eine Schicht gewonnen, sondern es sind gleich mehrere auf einmal. Dadurch wird die Genauigkeit der Untersuchung weiter erhöht (immer feinere Schichten) und die Strahlendosis reduziert.
 

Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRI)

Die Kernspintomografie, auch als Magnetresonanztomografie (MRI) bezeichnet, ist eine diagnostische Technik zur bildlichen Darstellung der inneren Organe und Gewebe. Ähnlich wie bei einer CT wird auch bei einem MRI der Körper schichtweise dargestellt. Bei der Magnetresonanztomografie wird jedoch nicht mit Röntgenstrahlen, sondern mit einem starken, für den Menschen völlig ungefährlichen Magnetfeld sowie mit Radiowellen gearbeitet. Im MRI können besonders gut Veränderungen an den Weichteilen dargestellt werden – oft auch ohne eine Kontrastmittelgabe, die bei der CT häufig notwendig ist.

Da die MRI-Untersuchung sehr laut ist, bekommen Sie während der Untersuchung Kopfhörer aufgesetzt. Haben Sie einen Herzschrittmacher oder tragen Sie Metallimplantate im Körper (z. B. eine künstliche Hüfte), kann ein MRI vermutlich nicht durchgeführt werden. Möglicherweise kann die Untersuchung aber in einem speziell dafür ausgelegten MRI stattfinden.

Leiden Sie unter Platzangst, so kann die Untersuchung in der engen Röhre für Sie ein kleiner Horrortrip werden. Es gibt dann die Möglichkeit, dass Sie vorher ein Beruhigungsmittel bekommen oder auf ein offenes MRI (Kostenübernahme vorher bei der Krankenkasse klären!) ausweichen.
 

Koronarangiografie (Herzkatheter)

Die Koronarangiografie ist eine Untersuchung zur Darstellung der Herzkranzgefässe (Koronararterien). Ein Röntgenkontrastmittel wird in die Herzkranzgefässe injiziert und mittels Röntgenstrahlen sichtbar gemacht. Es können der Verlauf der Herzkranzgefässe und deren krankhafte Verengungen (Stenosen), die meist durch Gefässwandverkalkungen (Arteriosklerose) entstehen, auf einem Röntgenbild dargestellt werden. Eine Koronarangiografie wird z. B. bei akutem Herzinfarkt, bei Brustschmerzen unter Belastung (Angina Pectoris) oder bei Hinweisen im Belastungs-Elektrokardiogramm angefertigt. Die Katheterspitze kann mit verschiedenen Instrumenten versehen werden, was bei der Diagnostik auch schon therapeutische Eingriffe (z. B. Einlage eines Stents – Röhrchens) oder das Aufdehnen der Engstelle möglich macht.
 

Untersuchungsmethoden im Vergleich

Feste Strukturen z. B. Knochen oder luftreiche Regionen wie die Lunge, können besser durch Röntgen und die Computertomografie dargestellt werden. Bei vielen Fragestellungen bezüglich Bauchraum (Leber, Galle, Nieren, Bauchspeicheldrüse), insbesondere zu Beginn einer Diagnostik, ist der kostengünstige und vielfach verfügbare Ultraschall die erste Wahl. Danach kommt häufig ein Multislice-Spiral-CT – mit oder ohne Kontrastmittel – zum Einsatz. Sollten danach noch Fragen offen sein, kann bei speziellen Fragestellungen ein MRI eingesetzt werden. Allerdings muss und wird diese Abfolge nicht immer eingehalten. Hat man beispielsweise einen konkreten Verdacht auf einen Weichteiltumor im Oberbauch, kann sofort ein MRI der verdächtigen Region angefertigt werden.
 
 
 
 

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